Schwangau/Kaufbeuren (ves). - 'Ich bin der Meinung, dass wir in der Pädagogik eine Richtung einschlagen müssen, die uns in dieser globalisierten Welt kreativ bestehen lässt', sagt Peter Strizel. Deshalb will er, dass die Jugendbildungsarbeit von Outward Bound (OB) fortgeführt wird. Beim gestrigen Versteigerungstermin am Kaufbeurer Amtsgericht hat der Geschäftsmann aus der Augsburger Gegend 1,5 Millionen Euro für das Gebäude bei Schwangau, den ehemaligen 'Adlerhorst', geboten. Nun sieht alles danach aus, dass er am Freitag, 30. September, den endgültigen Zuschlag erhält. Zum dritten Mal stand das Gebäude von OB oberhalb von Schwangau zur Versteigerung (unsere Zeitung berichtete). Anfang März und Anfang August vergangenen Jahres hatte es keine ernsthaften Gebote gegeben. Der Verein Outward Bound, die Gesellschaft für Europäische Erziehung (DGEE), hatte trotz der finanziellen Probleme stets weiter Erlebnispädagogik angeboten, die Jugendarbeit ist als gemeinnützig anerkannt. Rund 4000 Jugendliche besuchen im Jahr allein in Schwangau Kurse. Doch trotz guter Auslastung der beiden Häuser in Schwangau und in Baad im Kleinwalsertal waren die Schuldenberge nicht abzubauen. Der Verein ging eine Sanierung an: Zwei Häuser in den neuen Bundesländern, an der Ostsee und am Schweriner See, wurden verkauft. 'Gleichzeitig haben wir expandiert: Wir ersetzen eigene Immobilien durch Kooperationshäuser', schildert Geschäftsführer Jus Henseleit. 'Outward Bound wird zum Partner der immer schwächer belegten Jugendherbergen oder kirchlich geführter Häuser', sagt Henseleit. Die Standorte Baad und Schwangau, wohin im vergangenen Jahr der Hauptsitz aus München verlegt worden war, sollten zunächst jedoch gehalten werden. Doch auf Antrag der Raiffeisenbank Kleinwalsertal als Gläubigerbank wurde eine Zwangsversteigerung eingeleitet. Das Haus in Baad hat Peter Strizel ersteigert.
Schweizer bieten mit Gestern nun gab er auch das höchste Gebot für den 'Adlerhorst' ab. Die Versteigerung am Amtsgericht Kaufbeuren leitete Rechtspfleger Kurt Geischberg. Der Verkehrswert der Gebäude inklusive des rund drei Hektar umfassenden Grundes war mit 3,15 Millionen Euro festgesetzt worden. Das erste Gebot gab ein Vertreter der Schweizer Aktiengesellschaft MMCC aus Steinhausen ab: 500000 Euro. Doch Peter Strizel bot mehr, letztendlich 1,5 Millionen. Der Zuschlag wird jedoch erst am 30. September verkündet. Vorher werden die Eigentümer und die Gläubiger noch einmal gehört. Die Vertreter der Bank von der Anwaltskanzlei Hausmann, Renner und Popall (Sonthofen) sowie OB-Geschäftsführer Henseleit verrieten jedoch gestern schon, keine Einwände zu haben.
Bund soll fördern 'Wir freuen uns', so Henseleit: 'Unser Investor ist begeistert von unserer Arbeit und steht voll hinter uns.' Die erste große Hürde der Sanierung sei somit genommen. Ähnlich sieht dies der voraussichtlich neue Eigentümer Strizel: 'Ich freue mich insbesondere für Outward Bound.' Als Investor habe er seinen Beitrag geleistet, nun solle der Bund seinen Teil dazu beitragen. Denn seiner Meinung nach leistet OB wertvolle Bildungsarbeit, die durch öffentliche Gelder gefördert werden sollte. Die bei OB praktizierte Pädagogik geht auf Kurt Hahn zurück. '70 Prozent der Schulen in England sind auf Hahn-Pädagogik aufgebaut. Ich schätze ihn sehr', sagt Strizel. OB ist für ihn deshalb nicht nur Geldanlage. Das erlebnispädagogische Angebot sei eine Bereicherung für die Region, findet er. 'Doch man darf den wirtschaftlichen Aspekt auch nicht aus den Augen lassen', sagt der Unternehmer im Kommunikationsbereich: Deshalb sei ein Sanierungskonzept 'gestrickt' worden. Er greife dem Verein mit 'seiner wirtschaftlichen Erfahrung unter die Arme'.