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Frauen töten sich viel seltener als Männer

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Frauen töten sich viel seltener als Männer

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    Selbstmord-Rate im Allgäu extrem hoch. Von Andrea Kümpfbeck Lindau/Kempten Eine eindeutige Erklärung gibt es nicht dafür, dass die Selbstmordzahlen im Allgäu weit über dem Landes- und dem Bundesdurchschnitt liegen. Nur Erklärungsversuche. Seitdem die Selbstmord-Zahlen des vergangenen Jahres bekannt gegeben worden sind, rätselt man sowohl bei der Polizei als auch unter Psychologen über die Gründe. 67 Männer und zehn Frauen haben sich 1999 im Allgäu das Leben genommen.

    In ländlichen Gebieten liegt die Selbstmordrate wesentlich niedriger als in Städten: Das ist laut Dr. Michael von Cranach, dem leitenden ärztlichen Direktor des Bezirkskrankenhauses in Kaufbeuren, in ganz Deutschland so. Deshalb ist der Experte umso erstaunter, dass das ausschließlich ländlich strukturierte Allgäu mit einer Suizid-Quote von 16,9 Selbstmorden, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner, über dem Bayerndurchschnitt (16,1) und der Bundesquote (13,9) liegt.

    Eine Erklärung hat er dafür nicht. Seiner Ansicht nach könne diese Differenz nur an der Statistik liegen: Denn in manchen Bundesländern würden Suizide, die nicht eindeutig als Selbstmorde zu erkennen seien, auch nicht der Polizei gemeldet. Was laut Polizei-Pressesprecher Edmund Martin, zumindest in Bayern, nicht sein kann: 'Bei uns werden Selbstmorde überall gleich behandelt.'

    In einem Punkt gleicht die Allgäuer Statistik allerdings allen anderen: Auf acht Selbstmorde von Männern kommen nur zwei von Frauen. 'Das ist auf der ganzen Welt so', sagt von Cranach. Männer würden sich wesentlich häufiger das Leben nehmen als Frauen, 'da Männer mit Schicksalsschlägen des Lebens wesentlich schlechter zurechtkommen'.

    Einen deutlichen Unterschied gibt es in der Art der Selbsttötung. 'Männer sind in der Tatausführung konsequenter', sagt Heinrich Stoiber, Psychologe beim Zentralen Psychologischen Dienst der Bayerischen Polizei in München. 'Sie greifen zu härteren Tötungsarten.' Allein 80 Prozent aller männlichen Selbstmörder erschießen sich, an zweiter Stelle folgt der Tod durch Erhängen und Vergasen. 'Deshalb führen die Selbstmorde der Männer auch meist zum Erfolg', so Stoiber.

    Frauen dagegen versuchten sich eher durch die Einnahme von Tabletten oder das Öffnen der Pulsadern das Leben zu nehmen. 'Häufig mit dem Hintergedanken, dass sie noch rechtzeitig gefunden werden', weiß Stoiber. Suizidversuche von Frauen ­ und die sind doppelt so häufig wie bei Männern ­ sind laut Cranach größtenteils Hilferufe.

    Ältere besonders gefährdet

    Mit zunehmendem Alter nimmt laut Polizei-Sprecher Martin auch die Häufigkeit der Selbstmorde zu. Im vergangenen Jahr beispielsweise waren 28 der 77 Selbstmörder über 60 Jahre alt. 21 waren in der Altersklasse 45 bis 60 und 16 zwischen 30 und 45 Jahre alt. Krankheiten und Resignation vor dem Leben sind laut Heinrich Stoiber bei älteren Menschen die häufigsten Suizid-Ursachen. Dass in der hohen Altersstruktur des Allgäus die Erklärung für die hohe Selbstmordquote liegt, ist nur eine weitere Vermutung. Bei Menschen zwischen 40 und 60 Jahren seien häufig Schicksalsschläge Auslöser für Selbstmord.

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