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Frauen dominieren im Lehramt an der Grundschule

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Frauen dominieren im Lehramt an der Grundschule

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    Von Silke Maul |KaufbeurenDas neue Schuljahr steht vor der Tür und viele Erstklässler freuen sich auf ihren großen Tag. Im Klassenzimmer wird den meisten Jungen und Mädchen dabei eine weibliche Lehrkraft gegenüberstehen. Denn 86 Prozent des Lehrpersonals an Grundschulen in Bayern - in Kaufbeuren sind es 84,2 Prozent - sind Frauen. Nicht anders sieht die Sache übrigens im Landkreis aus: Dort sind genau 86 Prozent der Grundschullehrkräfte weiblich. Für Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) ist diese weiterhin steigende Tendenz äußerst alarmierend: "Es ist unverantwortlich, wenn Schul- und Bildungspolitiker hinnehmen, dass Kindern männliche Rollenvorbilder fehlen."

    Ob ein Lehrer oder eine Lehrerin den Unterricht gestalten, spielt dagegen für den auch für Kaufbeuren zuständigen Schulamtsdirektor Eduard Gapp keine besondere Rolle, allein die Qualität des Unterrichts sei relevant. Gapp weist der familiären Situation eine weitaus größere Rolle zu. Ein präsenter Vater, der sich zu Hause in die Erziehung der Kinder mit einbringe, trage enorm zur Identitätsentwicklung seiner Sprösslinge bei. Wenzels Meinung, die auf Studien basiert, die belegen, dass "Jungen unter der Feminisierung des Lehrberufs leiden", will sich Gapp nicht anschließen. Er sieht keine Benachteiligung von Buben durch vorwiegend weibliche Lehrkräfte.

    "Der Bezug ist wichtig"

    Mehr Lehrer im Grundschulbereich würde Schulrätin Eva Severa-Saile zwar begrüßen, sie betont aber auch: "Die Bildungsbereitschaft und der Bildungserfolg kann nicht ausschließlich am Geschlecht der Lehrkraft festgemacht werden." Der Bezug zwischen Lehrkraft und Schüler an sich sei wichtig.

    "Wenig Aufstiegschancen"

    Heinz Simm, Leiter der Kaufbeurer Beethovenschule bezeichnet den fehlenden Männeranteil dagegen durchaus als Defizit: "In der heutigen Zeit gibt es viele alleinerziehende Mütter. In der familiären Situation ist somit kein Vater zu finden und auch Kindertagesstätten und Kindergärten haben meist weibliches Personal.

    " Einige Jungen und Mädchen müssten daher ohne männliche Begleitung aufwachsen, was für Simm ein Problem darstellt. Allerdings ist der Frauenüberschuss für ihn auch kein Wunder, denn der Beruf Grundschullehrer sei vorwiegend auf Frauen zugeschnitten. "Viele Frauen können wunderbar Beruf und Familie kombinieren, aber für Männer sind vor allem die fehlenden Aufstiegschancen im Grundschulbereich wenig attraktiv", so der Schulleiter.

    15 Lehramtsanwärter starten am 16. September in Kaufbeuren an den Grundschulen, kein einziger Mann ist dabei. Die Adalbert-Stifter-Grundschule begrüßt kommende Woche drei der Anwärterinnen. Mit fünf männlichen Lehrern ist die Kaufbeurer Institution eine der wenigen Schulen, die noch einen ziemlich hohen Männeranteil verbuchen kann. Doch auch Rektor Herbert Stumpe weiß um den Männerrückgang: "Es kommen kaum noch Grundschullehrer nach.

    Natürlich sind Lehrerinnen genauso kompetent wie ihre männlichen Kollegen, dennoch wären mehr Lehrer auf jeden Fall günstig", meint auch er.

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