noch eine Seltenheit In Marktoberdorf und Obergünzburg Ärztinnen im OP Von Verena Stitzinger Obergünzburg/Marktoberdorf Zwei Ärzte mit grünen Hauben und Mundschutz beugen sich über den Bauch des Patienten. Alltag im Operationssaal? Nicht ganz. Hier wird ein Teil des Dickdarms mit einer besonderen Technik entfernt und einer der beiden Chirurgen ist eine Frau. Das ist eine Seltenheit im OP. Zumal diese Frau, Dr. Maria Maurus, an der Obergünzburger Klinik die neue chirurgische Oberärztin ist.
'Ich kenne hier in der Region sonst nur noch zwei Oberärztinnen in der Chirurgie', erläutert Maurus. Eine davon ist Oberärztin in Marktoberdorf: Dr. Michaela Knestele ist dort bereits seit gut drei Jahren in dieser Position. Das Steckenpferd der 38-Jährigen ist das 'Wundmanagement'. Dazu gehört auch die etwas spektakuläre Behandlung von offenen Wunden mit Fliegenlarven.
Die Arbeit macht Knestele Spaß. Sie hat ihre Berufswahl nie bereut, auch wenn sie deshalb auf eigene Kinder verzichtet: 'Der Beruf füllt meine Zeit ganz aus.' Knestele bewundert ihre Kollegin Maurus, weil diese Kinder und Beruf unter einen Hut bringt. Maurus\' Lebenslauf wirkt tatsächlich anstrengend: Hochschwanger hat die Studentin aus einem Dorf bei Augsburg das Abschlussexamen bestanden. 'In den drei Jahren Kinderpause habe ich dann meine Doktorarbeit gemacht', erzählt sie. In der Obergünzburger Klinik stieg sie wieder in den Beruf ein, absolvierte dann in verschiedenen Krankenhäusern über sieben Jahre die Ausbildung zur Fachärztin Chirurgie.
Heute bewegt sich die 37-Jährige wie selbstverständlich im Operationssaal. Um die Operation so schonend wie möglich zu gestalten, werden durch drei verschiedene Kanäle Instrumente und Kamera eingeführt so kann ein Teil des Dickdarms entfernt werden, ohne einen großen Schnitt durch die Bauchdecke zu machen. Genau diese minimalinvasiven Operationen, die sogenannte 'Schlüsselloch-Chirurgie' gefällt Maurus besonders gut. Konzentriert bewegt sie die Kamera durch den Kanal. Dann blickt Maurus auf den Bildschirm: Da ist die kleine Schere zu sehen, die ihr Kollege im Bauchraum des Patienten bewegt.
Einstige Männerdomäne
Bei dieser Operation assistiert Maurus, denn die Chirurgen wechseln sich ab. Egal ob Frau oder Mann. Überhaupt findet Maurus, dass Frauen in ihrem Beruf alles leisten können. Noch seien nur etwa ein Fünftel der Chirurgen weiblich, aber der Anteil steige ständig. Das bestätigt ihr Vorgesetzter, Chefarzt Dr. Rudolf Weinhart: 'Früher war das eine Männerdomäne', sagt er. Grund dafür sei die körperliche Kraft, die beispielsweise in der Unfallchirurgie nötig sei. Weinhart hat Maurus für die Stelle der zweiten Oberärztin vorgeschlagen, weil er findet, eine weibliche Vorgesetzte tue dem Team gut. Das sei nicht überall so, sagt Maurus: Es gebe auch Kliniken, die Frauen als Chirurgen rundweg ablehnen.
Und auf ihrem Weg habe sie schon oftmals 150 Prozent Leistung bringen müssen, um anerkannt zu werden: 'Aber es war mein großes Ziel eigenverantwortlich als Chirurgin zu arbeiten.' Das hat sie erreicht nun kontrolliert sie im OP Geräte und befühlt die Bauchdecke des Patienten. Ein weiteres Ziel gibt es noch: Maurus möchte eine spezielle Sprechstunde zur Beratung bei Erkrankungen des Enddarmes anbieten.
Und sie möchte die Position der Oberärztin so ausfüllen, dass weder Beruf noch Familie zu kurz kommen. Denn Maurus genießt die Arbeit an dem kleinen, familiären Krankenhaus: Dort kennen die Pfleger die Patienten noch beim Namen und sie kann in der Mittagspause heimradeln, um ihren Kindern auch ein bisschen bei den Hausaufgaben zu helfen. Aber zuvor streift sie sich noch einmal die Handschuhe für eine Krampfadern-Operation über. Dr. Maria Maurus