Pfronten (mar). In der 'Höhle des Löwen' haben Joachim und Claudia Wohlfart am Dienstagabend ihr 'Almdorf'-Projekt präsentiert: beim Hoigarte der Pfrontner Liste beim 'Oberen Wirt' in Berg. Deren Gemeinderäte zeigten sich vom Vorhaben an sich angetan. Den Standort am Fuß des Kienbergs halten sie aber nach wie vor für zu gefährlich.
'Schockiert' zeigte sich Claudia Wohlfart nach eigenem Bekunden, dass die Pfrontner Liste das geplante 'Almdorf anno dazumal' unter dem Punkt 'Bausünden' auf die Themenliste gesetzt hatte. Darunter könne sie sich Industriebauten vorstellen, aber doch keine kleine historische Siedlung unter dem Motto 'zurück zur Natur'. Geplant sei, hinter dem Hotel 'Bavaria' der Dorfer Viehweide vorgelagert 15 kleine Almhütten und Funktionsgebäude zu errichten. Darunter ein kleiner Krämerladen, in dem Pfrontener Produkte beispielsweise von der Pfad-Direktvermarktung angeboten werden sollen. Es handle sich um eine 'leise und kleine Architektur, die sich in die Landschaft einfügt', betonte Claudia Wohlfart. 'Wir habe das Privileg, in so einer wunderbaren Gegend wohnen zu können', sagte sie. Im 'Almdorf' wolle man Urlaubern und Stadtmenschen Idylle, Ruhe und Landschaft vermitteln. 'Die Kinder sollen wieder Kinder sein dürfen und in der Landschaft spielen können', so Claudia Wohlfahrt. Vorbild sei das Walderlebniszentrum Ziegelwies in Füssen. Forstdirektor Robert Berchtold habe das 'Almdorf' mitgeplant und wolle es weiter unterstützen. Um dort ein Gemeinschaftserlebnis bieten zu können, sei beispielsweise ein Backofen vorgesehen, an dem man gemeinsam Brot backen können.
'Das ist ein frappierendes Vorhaben, das wir alle begrüßt haben', sagte dazu Gemeinderat Dr. Otto Randel, 'aber der Platz ist das Problem.' In einem alten Bebauungsplan sei er als 'besonders schützenswerte Fläche' vermerkt. Auch Landschaftsarchitektin Dr. Ulrike Pröbstl habe bereits bei der Erweiterung des Hotels 'Bavaria' von einer Fehlentwicklung gesprochen, werde der Taleingang zum Achtal bebaut. Sollte bei einem Felssturz von Kienberg etwas passieren, müsse die öffentliche Hand mitbezahlen. 'Das kann ich nicht mittragen', so Dr. Randel.
Zwei Gutachten
Claudia Wohlfart verwies dazu auf ein Umweltgutachten und ein geologisches Gutachten, die diese Bedenken entkräftet hätten (wir berichteten). Die Gemeinderäte Alfons Haf ('Ein Restrisiko besteht immer. Warum muss das mit Gewalt an dieser Stelle sein?') und Hans Hechenberger ('Die Steinschlaggefahr ist nicht wegzureden!') erneuerten jedoch ihre Bedenken und dritter Bürgermeister Philipp Trenkle bemängelte, der Gutachter habe sich eine Felswand oberhalb der Baufläche nicht von oben betrachtet. Sebastian Nöß verwies darauf, dass Fichtenwälder den Klimawandel wohl nicht überstehen, es am Kienberg aber auch nicht gelinge, neuen Schutzwald aufzuziehen. Als die Diskussion hitzig zu werden drohte, wiegelte Gemeinderat Jo Trenkle ab: 'Das geht doch eh’ durch', verwies er auf die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat. Dass die Gemeinderäte der Pfrontner Liste das Vorhaben nicht mittragen könnten, sei deshalb für die Bauherren wohl zu verkraften.
Derzeit werden zur für das 'Almdorf' nötige Änderung des Flächennutzungsplanes die Stellungnahmen gesammelt. Mit diesen muss sich der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen befassen.