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Florian Seltmann treibt höchste Sennalpe des Allgäus um: Es ist nicht nur Idylle

Sommeraktion

Florian Seltmann treibt höchste Sennalpe des Allgäus um: Es ist nicht nur Idylle

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    Florian Seltmann treibt höchste Sennalpe des Allgäus um: Es ist nicht nur Idylle
    Florian Seltmann treibt höchste Sennalpe des Allgäus um: Es ist nicht nur Idylle Foto: Anja Worschech

    Die Schlappoldalpe liegt in 1.720 Meter Höhe unterhalb des Fellhorns und des Söllerkopfs. Der Blick schweift weit über eine atemberaubende Bergkulisse. Auch eine Route unserer Sommer-Wanderaktion führt entlang des Schlappoldsees zur Sennalpe. Seit über 130 Jahren wird dort Käse hergestellt. Doch die Idylle und das Panorama kann Senn Florian Seltmann nur selten genießen. Er bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Linda die Schlappoldalpe von Mai bis Oktober - und das seit zehn Jahren.

    Seltmanns Arbeitsalltag beginnt jeden Tag um vier Uhr morgens. Wochenenden gibt es während der Alpzeit nicht. Der 33-Jährige kümmert sich um etwa 80 Kühe von 14 verschiedenen Bauern aus Oberstdorf und Umgebung. 100.000 Liter Milch verarbeitet er in einer Saison zu Käse, Butter und Trinkjoghurt. Im kühlen Käsekeller liegen die runden Laibe - bis zu zehn Tonnen Käse pro Saison. Täglich muss er sie pflegen, schmieren und wenden. Im Käsekeller der Schlappoldalpe lagern sie bis zu zwei Jahre. Die Reifung entscheidet über ein mildes oder würziges Aroma.

    Der 33-Jährige hat schon im Jugendalter als Hirte auf der Ornach-Hütte (Bolsterlang) mitgeholfen. "In meiner Lehrzeit war ich immer sechs Wochen im Sommer auf der Alp", sagt Seltmann. Dort habe er das traditionelle Käsen gelernt. Nun steht er selbst täglich in der Käseküche. Um halb elf Uhr gibt es bereits Mittagessen für das sechsköpfige Alpteam. "Wir haben hier einen anderen Rhythmus", sagt Seltmann. Seine Frau kümmert sich um die Bewirtung der Gäste. Sie backt täglich Kuchen und bereitet Käse- und Wurstplatten vor. Im Winter leitet Florian Seltmann seine Schreinerei in Ofterschwang. Welcher Arbeitsalltag gefällt ihm nun besser - Werkstatt oder Bergwelt? Es ist der Wechsel, der es für ihn interessant macht. "Im Herbst bin ich froh, dass ich Möbel machen kann. Und im Frühjahr bin ich froh, wenn ich zusperren kann", sagt Seltmann. Denn dann zieht es ihn wieder in die Berge. Und auch dort kann er sein Handwerk gut gebrauchen.

    Auch die Kinder helfen mit

    Denn egal ob Futtertröge im Stall, Zäune, Tische oder Stühle aus Holz - er kann alles selbst machen und reparieren. Auch die Kinder Rosalie (3) und Luitpold (6) können es jedes Jahr kaum erwarten, wieder auf die Alp zu kommen. Sie lieben es, zu spielen. Aber sie helfen auch schon mit, sagt Florian Seltmann. "Luitpold lässt jeden Morgen die Hühner aus dem Stall." Im September komme der Sechsjährige in die Schule. Die tägliche Talfahrt nach Ofterschwang werde dann eine Herausforderung, sagt Papa Florian.

    Doch wie ist nun das Leben in den Bergen? "Nicht so wie man sich das als Tourist vorstellt", sagt Seltmann. Es sei vor allem harte Arbeit. Jeden Tag fallen Reparaturen an, die Tiere müssen versorgt, der Käse gepflegt und die Gäste bewirtet werden. "So eine Alpe ist wie ein Betrieb", sagt der 33-Jährige. "Es ist nicht nur Idylle." Das Arbeiten dort oben bedeute auch immer viele Kompromisse zwischen den Bergbahnbetreibern, Bauern und Touristen.

    Trotzdem sind die Berge nach all den Jahren noch etwas Besonderes für ihn. "Wenn die Kühe nachts bis in den Grat wandern, muss man morgens gleich eine kleine Bergwanderung machen. Das hat schon was." Sobald die Touristen weg sind, ist Feierabend. Die Momente abends und morgens könne Seltmann am meisten genießen. Da gehöre einem die Bergwelt wieder allein. "Da hat man das, was sich viele vorstellen." Doch um acht Uhr abends falle er dann müde ins Bett.

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