60 Jahre ist es her, dass die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Eine Zeitspanne mit vielen Emotionen und Ereignissen, die auch an den Menschen in und um Buchloe nicht spurlos vorübergegangen sind. Beginnend mit den Nachkriegsjahren (1949-1959) über das Wirtschaftswunder (1960-1969), die wilden 70er (1970-1979) und die Zeit vor (1980-1989) sowie nach der Wiedervereinigung (1990-1999) bis hin zur ersten Dekade des neuen Jahrtausends (2000-2009) lässt die BZ in einer Serie diese 60 Jahre nochmals Revue passieren - und dabei auch etliche Zeitzeugen zu Wort kommen.
Buchloe Aus modischer Sicht brachen die 70er Jahre mit allem bisher Dagewesenen. Lässig, unkompliziert und originell sollte alles sein. Es war die Zeit der bunten Tapeten. Der Flokati boomte. Und nie wieder waren Plateauschuhe so angesagt. An seine langen Koteletten zum Beispiel kann sich Günther Förg aus Buchloe heute noch gut erinnern. "Mein Anspruch war es eigentlich immer, mich fortschrittlich und modern zu kleiden", verrät der Bänker im Ruhestand. Sprich: Hosen mit Schlag, übertriebene Revers und bunte, stark gemusterte Krawatten.
"Das sind die Bilder im Fotoalbum, bei denen die eigenen Kinder immer lachen", erzählt Förg mit einem Schmunzeln: "Auch wenn man sagen muss, dass diese Trends in Buchloe in eher überschaubarem Rahmen auftraten." Nicht so beim Thema Fernsehen. Da liefen in den Buchloer Wohnzimmern genauso wie im Rest der Bundesrepublik Bonanza, die Sesamstraße und Kojak. Abba und Boney M feierten einen Welthit nach dem anderen. Es war die Zeit von Saturday Night Fever. "Disco war richtig im Kommen", erinnert sich Anton Lutzenberger. Ende der 70er arbeitete der heute 57-Jährige fünfmal pro Woche als Türsteher in der Discothek "Take Off" in der Buchloer Rotkreuzstraße.
"Das war der Treffpunkt schlechthin", weiß Martin Knie, der zu dieser Zeit ebenfalls dort tätig war, ehe er den Klub Mitte der 80er Jahre unter dem Namen Vega übernahm: "Das ,Take Off war weit und breit bekannt". Bis aus München sei das Party-Volk in die Gennachstadt geströmt, um sich von namhaften Stars wie Jürgen Drews und der Saragossa-Band einheizen zu lassen. Als besonderes Highlight galt der Donnerstagabend, an dem das Neueste vom Neuen aus der Hitparade gespielt wurde. Architektonisch war das "Take Off" seiner Zeit ohnehin weit voraus, erinnert sich Knie. Der DJ thronte in einer Glaskuppel über der Tanzfläche. Alles in allem ein Konzept mit Erfolg. "Wenn wir um 20 Uhr aufgesperrt haben, war die Bude fünf Minuten später brechend voll", berichtet Lutzenberger. 500 Besucher seien damals keine Seltenheit gewesen.
Wer es eher ruhiger und gesetzter bevorzugte, den zog es ins Park-Café neben dem Immleplatz. "Da hat sich Jung und Alt getroffen - und abends ist es auch gerne mal später geworden", erzählt Förg. Als frei stehender Kiosk wurde das Café 1967 im Zuge der Umgestaltung der Bahnhofstraße gemeinsam mit der Essigfabrik Kugelritter abgerissen. 1968 wurde das Park-Café dann in den Neubau der Raiffeisenbank integriert.
Doch nicht nur die Bahnhofstraße wurde fleißig umgestaltet. 1971 schloss sich Lindenberg der Stadt Buchloe an; Honsolgen und Hausen folgten nur ein Jahr später. Am 1. Juli 1972 trat in Bayern zudem die Gebietsreform in Kraft. Aus 143 Landkreisen wurden quasi über Nacht 71 (plus 25 kreisfreie Städte).
Buchloe, zuvor Landkreis Kaufbeuren, gehörte nun zum neuen Landkreis Ostallgäu. "Das war damals schon gewöhnungsbedürftig. Man war ja doch sehr auf Kaufbeuren als Kreisstadt fixiert", erzählt Förg.