Wenn der Polizeihubschrauber im benachbarten Landkreis Ravensburg über einem Ort kreist, dann heißt das nicht immer, dass die Polizei nach einem Straftäter fahndet oder nach einer vermissten Person sucht. Denn vor allem im Frühjahr und im Herbst, wenn die Bäume weniger Laub tragen, fordert die Polizeidirektion Ravensburg den Hubschrauber ganz speziell für einen besonderen Einsatz an: Beamte des Arbeitsbereichs "Gewerbe/Umwelt" der Autobahn- und Verkehrspolizei Ravensburg (mit Sitz in Kißlegg) kontrollieren mit dem Fluggerät aus der Luft die Einhaltung von umwelt- und naturschutzrechtlichen Vorschriften im Landkreis.
An einen relativ kuriosen Fall kann sich der Leiter des Arbeitsbereichs Gewerbe/Umwelt, Thomas Fehr, noch besonders gut erinnern. Aus der Luft hatte die Hubschrauberbesatzung - in der Regel zwei Piloten und zwei Beamte des Arbeitsbereiches Gewerbe/Umwelt - im Allgäu eine größere brennende Fläche entdeckt.
Der Landwirt, der die Fläche abbrannte, staunte dann mit der Mistgabel in der Hand nicht schlecht, als auf einmal ein Polizeihubschrauber mit ordentlichem Getöse bei ihm landete. "Da war die Verwunderung bei dem Landwirt relativ groß. Außenlandungen sind aber eher die Ausnahme", sagt Polizeihauptkommissar Fehr. Normalerweise werden Verstöße gegen den Umwelt-, Natur- oder Gewässerschutz aus der Luft zunächst fotografiert und dokumentiert. Nach der Ermittlung des Grundstückseigentümers oder Pächters der Fläche fahren die Beamten dann später zu diesem, um ihn mit dem Vorwurf zu konfrontieren.
"Mit einem Fahrzeug wäre das alles gar nicht zu finden", sagt Fehrs Kollege Manfred Häring. Denn das "fliegende Auge" sieht aus der Luft einfach mehr, kann in kurzer Zeit ein großes Gebiet überfliegen und somit zum Beispiel illegale Abfallablagerungen feststellen. "Aus der Luft stechen einem solche Ablagerungen oder auch Geländeveränderungen regelrecht ins Auge. So können wir aus dem Hubschrauber auch abgestellte Altfahrzeuge erkennen - und die Täter werden von uns in aller Regel ermittelt. Es ist wichtig, dass wir das tun, sonst vermüllt diese schöne Gegend", betont Fehr.
Jede Gemeinde im Landkreis Ravensburg wird so innerhalb dieser Umweltschutzstreifen aus der Luft begutachtet. Entdeckt die Hubschrauber-Besatzung etwas Verdächtiges, werden Fotos von der Stelle geschossen, außerdem werden die GPS-Daten notiert, damit die Polizei später mit einem Fahrzeug die Stelle wieder findet.
Eine häufige Beanstandung war in der Vergangenheit neben abfallrechtlichen Verstößen auch der unsachgemäße Umgang mit sogenannten wassergefährdenden Stoffen wie Gülle, Jauche oder Silagesickersäfte.
Etwa 30 Verfahren werden nach den Flügen pro Jahr eingeleitet, von Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten bis zu Strafverfahren reicht die Spannweite. Bußgelder im Zusammenhang mit umweltrechtlichen Vorschriften können schnell mal einen vierstelligen Eurobetrag erreichen.