Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Fliegen mit der Kraft der Sonne – eine Innovation aus Nesselwang

Wochenende

Fliegen mit der Kraft der Sonne – eine Innovation aus Nesselwang

    • |
    • |

    Vom Allgäu-Airport und dem Flughafen Bodensee aus starten täglich mehrere Maschinen. Die Anlieger im direkten Umfeld der Flughäfen klagen über große Lärmbelastung. Was wäre, wenn Flugzeuge in Zukunft beinahe lautlos starten, sich in der Luft selbst mit Sonnenenergie versorgen und dabei Null CO2-Emission haben? Mit dieser Vision beschäftigt sich der Erfinder und Flugzeugingenieur Calin Gologan seit mehr als drei Jahren. Der Wahl-Nesselwanger entwickelt in Kooperation mit der Hochschule Augsburg Sportflugzeuge, die mit der Kraft der Sonne fliegen. Durch Solarzellen, die sich auf den Tragflächen der 'Elektra One Solar' oder auch der 'Elektra Two' befinden, können sich die Flugzeuge während des Fluges selbst versorgen. In Kombination mit einem Hangar, auf dem Solarpaneelen installiert sind, kann die 'Elektra One Solar' sogar zu 100 Prozent CO2-neutral fliegen. Mit Sonnenenergie von Memmingen nach Hamburg? Gologan ist sich sicher, dass dies der Beginn der Elektromobilität in der Luft ist: 'Was wir jetzt bauen, sind Flugzeuge für die Sport- und Freizeitfliegerei. Aber das ist erst der Anfang. Wir müssen diesen Weg weitergehen, weil die Sport- und Freizeitfliegerei eine Brücke zum kommerziellen Einsatz schlägt. Wir möchten in diesen kommerziellen Zweig einsteigen.' Bis wir aber von Memmingen nach Hamburg mithilfe der Sonnenenergie fliegen können, ist es noch ein weiter Weg. 'In 15 Jahren ist die Batterietechnologie in dieser Klasse so weit. Das Problem ist aber, dass die Entwicklung eines Flugzeuges auch schon 15 Jahre dauern wird. Das heißt, wir müssten jetzt schon konkret mit der Entwicklung eines solarbetriebenen Passagierflugzeuges beginnen', schildert der 58-jährige Flugzeugingenieur das Dilemma. Das Ziel der Elektra-Serie ist Umweltfreundlichkeit, niedrige Betriebskosten und einen niedrigen Lärmpegel zu kombinieren. Die Elektromotoren der Flugzeuge 'Elektra One' und 'Elektra Two' sind fünf mal leiser als bei einem normalen Flugzeug. Auch die Propeller, die für einen Großteil des Fluglärms verantwortlich sind, drehen sich langsamer als bei herkömmlichen Sportflugzeugen. Öko muss bezahlbar sein Gologan sieht es als seine Pflicht an, eine Alternative zu herkömmlichen Flugzeugen zu entwickeln: 'Die Spritpreise explodieren und irgendwann kann es sich niemand mehr leisten zu fliegen. Deshalb brauchen wir günstigere Betriebskosten. Man muss die Technologie verknüpft mit Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit vorantreiben, dann akzeptieren sie die Menschen auch.' Auf gut Deutsch: Öko muss bezahlbar sein. Finanzierung und Finanzen spielen in der Branche eine wichtige Rolle. Gologan, der aus Rumänien stammt, hat in die solarbetriebenen Flugzeuge 'Elektra One' und 'Elektra Two' viel Zeit, Geld und Herzblut investiert. Ende 2012 bekommt Gologan und seine Firma PC Aero voraussichtlich die Zulassung, um die 'Elektra One' in Serie zu bauen. Vom Papierprojekt zur Serienfertigung war es ein langer Weg. Im März 2011 hat die Elektra One schließlich ihren ersten Testflug absolviert. Finanzielle Unterstützung in Form von öffentlichen Fördergeldern hat das Team um Calin Gologan in der Entwicklungsphase nicht erhalten. Das kritisiert der Erfinder auch bewusst: 'Wir hatten uns auch schon für Förderprogramme beworben, aber unser Projekt wurde abgelehnt mit dem Argument, dass es nicht innovativ genug sei. In solchen Entscheidungspositionen sitzen Leute, die von der Wissenschaft und der Technik keine Ahnung haben.' Rekordversuch im Sommer Gologan sitzt trotz allem an seinem nächsten Projekt. Er will mit der zweisitzigen 'Elektra Two' einen Rekord aufstellen: Das Flugzeug soll 24 Stunden durchfliegen – 3.000 Kilometer allein mit der Kraft der Sonne. Auch bei Nacht, denn das Flugzeug verbraucht nur die Hälfte der über den Tag gespeicherten Energie. Im Sommer soll der Rekordversuch ab dem Flughafen Augsburg stattfinden. Mit der 'Elektra Two Record' ist für Gologan aber noch nicht Schluss. Er wird weiterhin an seinen Flugzeugen arbeiten und tüfteln. Bis vielleicht in 15 Jahren die erste 'lautlose' solarbetriebene Passagiermaschine vom Allgäu Airport nach Hamburg abhebt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden