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Flatrate-Partys geht der Saft aus

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Flatrate-Partys geht der Saft aus

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    Allgäu | hkw | 2000 Euro Bußgeld zahlte im Kreis Landsberg ein Flatrate-Partyveranstalter, der einem 15-Jährigen Schnaps ausgeschenkt hatte. Flatrate-Partys werden zwar im Allgäu kaum noch genehmigt, wie Nachfragen bei den Behörden ergaben. Der Alkoholmissbrauch durch Jugendliche ist damit aber nicht vom Tisch, warnt die Polizei.

    Das belegen Zahlen der Polizei Kempten. 2006 wurden bei Jugendlichen 197 Alkoholvergiftungen festgestellt. 30 Prozent der Alkoholleichen, die stationär behandelt wurden, waren jünger als 15 Jahre. Einige Jugendliche, 'darunter viele Mädchen', schütteten Schnaps 'für einen Rausch' in sich hinein, betont Ulrich Hieber von der Pressestelle der Polizeidirektion Kempten. Raufereien, Diebstahl und Sachbeschädigung seien oft die Folge.

    Um das zu unterbinden, würden neben Wirten Tankstellen, Supermärkte oder Discoparkplätze kontrolliert. Außerdem schwärme die Polizei bei Festen aus: 'Wir führen Abfahrts- und Veranstaltungskontrollen durch', so Hieber. Gerade bei Faschingsfeiern werde oft Alkohol an Jugendliche weitergegeben. 'Einen 20-Jährigen, der für 16-jährige Freunde eine Lage Schnaps holt, erwartet ein massives Bußgeld', warnt Hieber. Auch das Jugendamt sowie die Eltern der Minderjährigen würden informiert. Was die Genehmigung von Festen betrifft, müssen laut Polizei die Gemeinden an einem Strang ziehen. Ein Flatrate-Partyveranstalter dürfe nicht die Chance haben, mit seiner Feier auf die Nachbargemeinde auszuweichen. Die Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städte verweisen indes alle auf ihre strengen Auflagen gegen 'Saufpartys'.

    'Flatrate-Partys verbieten wir', sagt etwa Thomas Schuhmaier vom Kemptener Ordnungsamt. Und wenn ein Gastwirt Alkoholmissbrauch Vorschub leiste, könne die Stadt ihm 'den Laden dichtmachen'. 2006 hätten zwei Kemptener Wirte deshalb freiwillig auf ihre Flatrate-Party verzichtet.

    'Private Exzesse erschweren'

    'Flatrates sind kein Thema mehr, Alkohol bei Jugendlichen leider schon', sagt Andreas Kaenders vom Landratsamt Oberallgäu. Allein wegen der damit verbundenen Negativkritik gebe es kaum noch 'offizielle Saufpartys'. Das größere Problem sei der Alkoholmissbrauch Jugendlicher bei privaten Vorpartys, die sich Kontrollen entzögen.

    Das sieht auch Ralf Kinkel, Regierungsrat am Landratsamt Ostallgäu, so. 'Private Exzesse' würden aber erschwert, wenn Discos ihr Hausrecht auf den Parkplatz ausweiten. Auch laut Kinkel sind Flatrate-Partys Vergangenheit. Er empfiehlt den Gemeinden, nur frühzeitig angemeldete Feiern zu gestatten. 'Dann können Polizei und Jugendamt Kontrollen vorbereiten', so Kinkel. Feste, bei denen Alkohol viel billiger als üblich ist, würden verboten. Schenke ein Wirt zu Billigpreisen aus, 'genehmigt ihm die zuständige Gemeinde seine Feier kein zweites Mal'.

    Für die Beamten in Kaufbeuren und Memmingen sind Flatrates ein 'Landproblem': 'In Kaufbeuren gibt es keine Stadlpartys ', sagt Alfred Riermeier vom städtischen Veranstaltungsbüro. 'In der Stadt ist das viel leichter zu kontrollieren als am Land mit den ganzen Festen', betont Michael Voit, Ordnungsamtsleiter in Memmingen.

    Auf Vorbeugung setzt Josef Meyer, verantwortlich für öffentliche Ordnung am Landratsamt Lindau. Fünfmal im Jahr träfen dazu Polizei und Jugendamt mit Westallgäuer Vereinsvorständen zusammen. 'Seitdem achten die bei ihren Festen mehr auf Jugendschutz und Einlasskontrolle', so Meyer. Verstärkte Kontrollen kündigt er für den Fasching an: 'Aber wer weiß, was die Jugendlichen im Stillen machen?'

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