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Flatrate-Partys gehören verboten

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Flatrate-Partys gehören verboten

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    Marktoberdorf/Ostallgäu (hkw). 'Tod durch Komasaufen': Diese und ähnliche Schlagzeilen sorgen derzeit für Aufregung. Alkoholexzesse unter Jugendlichen werden auch im Ostallgäu beklagt. Doch wer ist für den Missbrauch von Alkohol verantwortlich? Gastronomen und Partyveranstalter verweisen auf die Verantwortung der Eltern oder der Jugendlichen selber. Sie wollen sich den schwarzen Peter nicht zuschieben lassen: 'Wir tun, was in unserer Macht steht, um Auswüchse zu verhindern', sagt etwa Josef Guggemos, einer der Mitveranstalter des in Kürze wieder stattfindenden 'Go to Gö'-Rockfestivals in Görisried.

    Laut Jakob Hurler vom GoIn in Obergünzburg findet dort 'einmal im Vierteljahr' eine 'Flatrate-Party' statt: 'Man zahlt 10 Euro und hat bis 23 Uhr freie Getränke.' Allerdings werde im GoIn weniger getrunken als bei 'Bier- oder Stadelfesten'. Das Problem sieht der Disco-Wirt woanders. Viele Gäste kämen angetrunken: 'Beim Aufräumen finden wir einen halben Zentner Fremdware aus Tankstellen-Shops auf dem Parkplatz.' 16- bis 18-Jährige bekämen zwar extra Stempel, müssten um 24 Uhr draußen sein und bekämen keine Spirituosen. 'Und wer Stress macht, fliegt raus. Aber was macht ein 16-Jähriger danach?', gibt Hurler zu bedenken: 'Gerade im Sommer geht der nicht gleich heim.'

    Manfred Mayr, Pächter des City-Cafés in Marktoberdorf, sieht den privaten Schnapskonsum ebenfalls als Problem. Seine Stammgäste seien zwar zwischen 23 und 35 Jahren alt und er lege 'Wert darauf, heftig Angetrunkenen nichts mehr auszuschenken'. 'Aber so zweimal im Monat versuchen auch 14-Jährige, die sonst am Stadtplatz herumhängen, bei mir 'reinzukommen', erzählt Mayr: 'Und die haben dann einen Fetzen-Rausch. Da wären die Eltern gefordert.' Von 'Flatrates' hält der Wirt absolut nichts: 'Das ist eine Verlockung zum Komatrinken und gehört verboten.'

    'Wir wollen kein Kampftrinken'

    Klaus Unsin und Josef Guggemos wiederum legen Wert auf die Feststellung, dass das von ihnen mitveranstaltete 'Go to Gö' ein Festival mit Bands und keine Saufparty ist. 'Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst', sagt Guggemos. Flatrates gebe es in Görisried ebenso wenig wie Alkopops oder 'Magic Mix'-Getränke aus mehreren Schnäpsen: 'Wir wollen kein Kampftrinken.' Busse sorgten für eine sichere Heimfahrt, Hochprozentiges werde 'von gestandenen Erwachsenen' nur an über 18-Jährige verkauft. 'Natürlich wissen wir aber nicht, was sich die Jugendlichen außerhalb des Geländes besorgen', räumt Guggemos ein.

    Darin sieht auch Elke Bolg ein Problem: 'Stichprobenkontrollen an Tankstellen, im Handel und in der Gastronomie sind zu wenig', meint die Drogenkontaktlehrerin an der Berufsschule Ostallgäu. Sie würde sich zudem wünschen, dass Reklame für Flatrate-Trinken als 'unlautere Werbung' verboten wird.

    Das geschehe schon, sagt Jurist Stefan Mohr vom Landratsamt. Wenn exzessives Trinken propagiert wird, schreite das Amt ein: 'Wir mussten wegen aggressiver Alkoholwerbung schon gegen eine Gaststätte im nördlichen Landkreis vorgehen.' Ansonsten ergäben die Kontrollen, die Polizei und Jugendamt-Mitarbeiter oft gemeinsam durchführten, kaum Verstöße: 2006 habe das Amt sieben Bußgeldbescheide an Veranstalter und Gaststätten ausgestellt, die härteren Alkohol an Jugendliche ausschenkten, so Mohr. Eine Gaststätte, die öfter gegen die Jugendschutz-Gesetze verstoße, setze ihre Konzession aufs Spiel.

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