Stadt Memmingen rüstet sich für flächendeckenden Stromausfall
Dass der Strom ein paar Minuten und sogar mehrere Stunden lang weg ist, ist heuer schon in einem Teil des Memminger Stadtgebiets vorgenommen. Die Wahrscheinlich, dass der Strom flächendeckend über mehrere Tag hinweg ausfällt, ist zwar eher gering, aber möglich. Auslöser dafür können Unwetter, Schneemassen, technische Ausfälle oder auch Sabotage sein.
"Für diesen extrem unwahrscheinlichen Fall bereiten wir uns mit Betreibern von Infrastruktureinrichtungen bestmöglich vor", sagte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (SPD) bei einem Pressegespräch zur Krisenvorsorge im Rathaus. Funktionieren bei einem Blackout weder Telefon noch Handy, können die Memmingerinnen und Memminger einen häuslichen Notfall am nächstgelegenen Feuerwehrhaus, an der Dienststelle einer Rettungsorganisation oder des THW und in der Polizeiinspektion melden.
Diese Dienststellen sind bei einem flächendeckenden Stromausfall spätestens nach zwei Stunden besetzt und können den Notruf über Funk weitergeben, informiert die Memminger Stadtverwaltung. Wer Notstrom, Trinkwasser oder Hilfe braucht, kann in die Stadthalle kommen. Sobald der Strom flächendeckend für mehr als vier Stunden ausfällt, ist die Stadthalle Memmingen als sogenannter Leuchtturm eingerichtet.
Stadt Memmingen gibt Blackoutkarte heraus
Diese Informationen finden die Memminger in einer Blackoutkarte, die Mitte Dezember an die Memminger Haushalte verteilt wird. Sie wird 2024 auch bei zahlreichen Veranstaltungen ausliegen. "Wer sich die Karte einmal in Ruhe angeschaut hat, weiß, wo man sich im Fall eines Blackouts hinwenden kann", sagte Rothenbacher. "Wir wollen erreichen, dass alle in der Stadt wissen, wo sie Hilfe erhalten können.“
Daneben sei auch eine persönliche Vorsorge wichtig. Das bedeutet: Trinkwasser und Lebensmittel sollten die Bürger zu Hause haben. "Überlegen Sie auch, wer in Ihrer Nachbarschaft auf Hilfe angewiesen ist oder wer Ihnen im Notfall helfen könnte. Nehmen Sie Kontakt auf, bleiben Sie im Gespräch mit Ihren Nachbarn, das ist heute schon ein Gewinn“, bekräftigte der Oberbürgermeister.
Trinkwasserversorgung ist durch Notstromaggregat gesichert
Mit Strom wird auch für die Trinkwasserversorgung gebraucht. "Wir haben in Memmingen zwei Förderbrunnen mit sechs strombetriebenen Pumpen. Im Fall eines länger andauernden Stromausfalls ist die Trinkwasserversorgung mit Notstromaggregaten gesichert“, erklärte Marcus Geske, Leiter der Stadtwerke Memmingen. Die Dieselvorräte für die Aggregate reichen für sieben bis zehn Tage. Solange komme Trinkwasser aus dem Wasserhahn - auch bei einem Blackout.
Heimische Gasheizung funktioniert bei Stromausfall nicht
Zur Gasversorgung informierte Geske, dass der Gastransport stromunabhängig allein durch Druck laufe. "Solange Gas nach Deutschland importiert wird, geben wir Gas an die Kunden weiter. Aktuell sind die Füllstände der nationalen Speicher zu 100 Prozent gefüllt, das ist deutlich mehr als in den Vorjahren.“ Damit die heimische Gasheizung allerdings laufe, brauche der Privathaushalt Strom. Mit der heimischen Gasheizung sei bei Stromausfall also eher nicht zu rechnen.
Klinikum Memmingen ist sieben Tage lang autark
Die medizinische Notfallversorgung im Klinikum Memmingen sei sehr gut aufgestellt, betonte Dr. Rupert Grashey, Chefarzt Stabsstelle Notfall- und Katastrophenmedizin am Klinikum Memmingen. "Durch Notstromaggregate und Dieselvorräte ist das Klinikum mindestens sieben Tage autark“, betonte Grashey. Im Gebäude gebe es mehrere Stromnetze. Die Stromversorgung für besonders sensible Bereiche wie Intensivmedizin oder OP-Bereiche sei batteriegepuffert und laufe garantiert unterbrechungsfrei. "Bei einem Stromausfall übernimmt für kurze Zeit der Batteriepuffer, bevor das Notstromaggregat anläuft“, erklärte der Notfallmediziner. Zudem seien die medizinischen Geräte jeweils in sich akkugepuffert. Um die Notfallversorgung sicherzustellen, werden die Notstromaggregate regelmäßig getestet. Außerdem werde regelmäßig der Echtfall simuliert, wie wenn das Stromnetz komplett ausfalle.
Rupert Grashey sprach auch die persönliche Vorsorge zu Hause an: "Wenn man auf lebenswichtige Tabletten angewiesen ist, ist es sinnvoll, auch hier einen kleinen Vorrat zu Hause zu haben.“
Stromausfall kann in einer Region zeitlich begrenzt werden
Das technische Prozedere bei einem Stromausfall erklärte Andreas Bayer, stellvertretender Leiter Kommunalmanagement der Lechwerke AG (LEW), die 35.000 Kilometer des Stromnetzes in Schwaben und Oberbayern betreut. Die LEW Verteilnetz gehe nicht von einem großflächigen Stromausfall aus. Wenn es zu regional und zeitlich begrenzten Lastabschaltungen kommen sollte und damit zu kontrollierten Lastabschaltungen, könnten Teile des Netzes kaskadenartig und zeitweise abgeschaltet werden, so Bayer. Die Leistung könne also regional variiert werden und der Stromausfall in einer Region somit zeitlich begrenzt werden.
Das Szenario eines möglichen Blackouts werde regelmäßig simuliert, er sei bundesweit oder europaweit aber noch nicht eingetreten, betonte Andreas Bayer. Es bestehe ein deutsches und ein europäisches Ringleitungsnetz, das aus technischer Sicht einen flächendeckenden Stromausfall extrem unwahrscheinlich mache.