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Fiskus schlägt bei Brennholz zu

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Fiskus schlägt bei Brennholz zu

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    Kempten (mun). - Die Bundesregierung will den Mehrwertsteuersatz für Brennholz und Heizprodukte aus Biomasse von bisher sieben auf 16 Prozent erhöhen. Bei Holzanbietern stößt dieser Plan auf Empörung. Nach Schätzungen kommt im Allgäu in jeden zweiten Neubau eine zusätzliche Holzheizung, beispielsweise ein Kachelofen. Der Umweltverein 'Renergie Allgäu' erstellt in der 'Dampfsäg' im Unterallgäuer Sontheim derzeit eine überregional bedeutsame Dauerausstellung zum Thema Heizen mit Holz Rund um das Thema Energiegewinnung aus Biomasse - also um Holz, Biogas und Pflanzenöl - dreht sich die Dauerausstellung, die im Februar kommenden Jahres eröffnet werden soll. Laut Dr. Michael Eckert von 'Renergie' haben sich bereits für zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Fläche Interessenten als Aussteller vormerken lassen. Gezeigt werden unter anderem Holzkessel, -öfen, Pellet- und Hackschnitzel-Zentralheizungen. Dass Holz als Energieträger fürs Heizen im Allgäu eine immer größere Rolle spielt, bestätigen Kaminkehrer, Waldbauern und Händler. So stieg beispielsweise beim Biomassehof in Kempten, dem größten Lieferant von Energieholz in Schwaben, der Absatz von Holzhackschnitzeln innerhalb von vier Jahren von 11946 auf 15000 Tonnen.

    Die Nachfrage nach Holzpellets nahm zwischen 1998 und 2001 ganz extrem zu: Von neun verkauften Tonnen 1998 auf 520 Tonnen im Vorjahr. Holzpellets sind kleine Sägemehl-Presslinge, die in Einzelöfen oder in Zentralheizungen verbrannt werden können. Große Pelletheizungen werden nach Angaben von Biomassehof-Geschäftsführer Helmut Müller auch immer häufiger in Großprojekten eingebaut, so etwa in den Seniorenwohnanlagen im Oberallgäuer Waltenhofen und in Dietmannsried. Auch im neuen, im Bau befindlichen Erlebnisbad in Kempten soll eine Holzpellet-Anlage für Wärme sorgen. Der Biomassehof vermarktete im vergangenen Jahr zudem 20000 Tonnen Holz-Hackschnitzel. Das entspricht einem Heizwert von vier Millionen Tonnen Öl. Die Bemühungen zum Einsparen fossiler Brennstoffe und der CO2-Kreislauf von Holzheizungen waren denn auch die Gründe dafür, dass für Holz zum Heizen als nachwachsendem Rohstoff bisher ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent bezahlt werden muss. Doch die neue Bundesregierung will künftig auch auf Holz, Hackschnitzel und Pellets einen Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent erheben - bisher sind es sieben Prozent. 'Völlig kontraproduktiv', meinen Helmut Müller und Markus Romer vom Biomassehof. Denn inzwischen liegen beispielsweise die Kosten für Holzpellets in etwa auf dem gleichen Niveau wie Öl. Durch die im Koalitionsvertrag stehende Mehrwertsteueranhebung für Holz werde der Umwelt ein Bärendienst erwiesen. Von einem 'paradoxen Vorhaben' der Bundesregierung spricht auch der Verband deutscher Biomasse-Heizwerke.

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