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Fischers Lockruf und andere Bären

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Fischers Lockruf und andere Bären

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    Fischers Lockruf und andere Bären
    Fischers Lockruf und andere Bären Foto: beckmann

    Morgen ist Fischertag. Wie jedes Jahr bekommen viele Einheimische schon vor dem höchsten Memminger Feiertag Besuch von Verwandten und Bekannten. So auch ein Freund von mir. Und dessen Gast fragte gestern recht lapidar: "Du, sach mal, um wie viel Uhr hüpfen denn die Angler bei Eurem Fischerfest noch mal in den Bach?"

    Oje! Bei diesem Satz beißen Stadtbachfischer wohl gerade in die Zeitung. Denn das verwendete Vokabular zeugt nicht gerade von großem Wissen um unseren Fischertag. Und das ist bestimmt kein Einzelfall. Daher sollte morgen jeder Zugereiste oder Gast, wenn er am Bach eine gute Figur machen möchte, ein paar Ratschläge beherzigen: Am einfachsten ist es natürlich, die Allgäuer Variante zu wählen. Also nur zusehen und kein Wort sagen. Dann ist man definitiv auf der sicheren Seite. Aber das wäre freilich recht langweilig. Zeigen Sie deshalb ruhig Interesse am traditionellen Bach-Gewusel. Fragen Sie aber bitte nicht so wie obiger Freund meines Freundes. Denn es ist noch nie ein Stadtbachfischer - und schon gar kein Angler - in den Bach gehüpft, in Memmingen wird gejuckt - und zwar mit einem Bären - ja, richtig gelesen, mit einem Bären. Das ist eine besonders ausgeklügelte Fangnetz-Konstruktion, die Sie deshalb bitte nicht als lumpigen 0815-Kescher bezeichnen sollten.

    Was ebenfalls auf keinen Fall über Ihre Lippen kommen sollte, sind gut gemeinte Vergleiche wie diese: "Das ist ja wie Karneval. Und der Fischerspruch wie eine Büttenrede." Bitte nicht. Das gibt nur Ärger. Davon kann ein früherer (zugereister) Redakteur der MZ ein Lied singen. Sie machen sich keine Vorstellungen davon, was damals los war, als das in der Zeitung stand.

    Mutprobe

    Wer dagegen zur No-risk-no-fun-Fraktion gehört, also zu denen, die Spaß mit Risiko lieben, dem sei Folgendes geraten: Stellen Sie sich doch kurz vor acht Uhr einem Fischer am Bach mit den Worten vor: "Hallo, ich bin von Animal 2000." Dabei könnten Sie noch auf ihren Fotoapparat deuten und konspirativ mit einem Auge zwinkern - sofern Sie noch dazu kommen. Was dabei der Kick sein soll, fragen Sie? Probieren Sies aus. Sie werden schon sehen.

    Nicht irritieren lassen

    Nicht irritieren lassen sollten Sie sich dagegen von dem Umstand, dass jeder Fischer, sobald auch nur das kleinste Forellchen in seinem Bären zappelt, sofort ekstatische Schreie ausstößt, als ob er gerade den Lotto-Jackpot abgeräumt hätte. Das gehört schlicht zur Tradition und ist zugleich der Lockruf für den nächsten Fisch. Naja, das stimmt jetzt nicht so ganz, also das mit dem Lockruf. Dies soll Sie ja auch nur darauf vorbereiten, dass Ihnen die Fischer bei zu viel Nachgefrage sicher den einen oder anderen Bären aufbinden werden. Richtig! Diesmal ist nicht das ausgeklügelte Fanggerät gemeint. Sie sind auf einem guten Weg. Viel Spaß beim Fischertag. Volker Geyer

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