Von Stefan Heiligensetzer Islamabad/Sulzberg/Immenstadt - Wohl kaum ein Achttausender bewegt die deutschen Gemüter immer wieder so stark, wie der 8125 Meter hohe Nanga Parbat in Pakistan. Als neunthöchster Berg der Erde zog er schon früh insbesondere deutschsprachige Alpinisten an. Viele ließen allerdings beim Besteigungsversuch ihr Leben, was ihm dem Namen 'Deutscher Schicksalsberg' einbrachte. Auch 50 Jahre nach der erfolgreichen Erstbesteigung durch Hermann Buhl sind jedes Jahr Expeditionen unterwegs, um den deutschen Mythos zu erklettern. Aus welchen Beweggründen fahren Bergesteiger zu Achttausendern? Ist es dieselbe Motivation und Faszination, die auch die Bergsteiger schon vor über 70 Jahren in den Himalaja trieb? Oder hat sich in der Neuzeit doch vieles geändert? Schließlich ist heute ein Großteil der Bergsteiger mit kommerziellen Anbietern am Berg, die fast ausschließlich die 'Normalrouten' und somit technisch einfachsten Wege zur Besteigung nutzen. Diesen Fragen ist Gerhard Baur aus Sulzberg (Oberallgäu) mit seinem neuen Filmprojekt auf der Spur. Mit der Kamera begleiteten er und Michael Schafroth aus Immenstadt (Oberallgäu) die diesjährige Amical Expedition bei ihrem Gipfelversuch. 'Ich möchte einen aktuellen Bezug zur Besteigungsgeschichte des Nanga Parbat herstellen. Wie entsteht ein Mythos, was bedeutet er heute?', hatte Baur vor seiner Abreise erzählt. Der Allgäuer Filmemacher ist genau der Richtige, um solch ein Projekt zu verwirklichen. Über 60 Dokumentarfilme hat er schon gedreht. Wobei er selbst immer als Autor, Regisseur und Kameramann agiert. Viele seiner Werke wurden mit internationalen Filmpreisen ausgezeichnet. Gleichzeitig ist er ein profunder Kenner der Region um den Nanga Parbat.
Er hat das Gebiet schon mehrfach bereist und in den Jahren 1979 und 1988 selbst an Nanga Parbat Expeditionen teilgenommen. 'Der Nanga Parbat gehört zu den herausragenden Bergen der Welt. Drei Wände ragen über 4000 Meter in den Himmel und er steht einzeln. Um welchen Achttausender kann man sonst herumlaufen?', erklärt Baur seine Faszination. Aber der Nanga beeindruckt ihn nicht nur als passionierten Bergsteiger. Auch die Lebensbedingungen der Menschen in den drei Haupttälern des Himalaja-Berges interessieren ihn. Aus diesem Grund war Gerhard Baur nach erfolgreichem Abschluss der Expedition länger in Pakistan. 'Im zweiten Teil des Films möchte ich das Leben und Überleben der einheimischen Menschen am Berg zeigen. Während zum Beispiel im Diamirtal der Expeditionstourismus für wachsenden Wohlstand sorgt, kämpfen in anderen Tälern die Bewohner mit schlechter Bodenqualität und den Folgeschäden der letzten furchtbaren Erdbeben', so Baur. Die Einheimischen der Region sind tolle Menschen. Zwar mit einem rauen Kern, aber im Innern freundlich und angenehm. Auch dies möchte Gerhard Baur den Zuschauern gerne näher bringen. Im Zeitalter einer allgemeinen Zurückhaltung gegenüber Ländern, die islamisch sind, sicher keine einfache Aufgabe. Seit einigen Wochen ist Baur nun wieder aus Pakistan zurück. Jetzt geht die Arbeit allerdings erst so richtig los: Schneiden, historisches Material ergänzen, historische Szenen nachdrehen, vertonen und vieles mehr steht an, bevor im Bayerischen Fernsehen wieder ein preisverdächtiger Baur-Film zu sehen sein wird.