Manfred Sattler restauriert Gemälde aus Sameister-Kapelle Schwangau Fast schon mystisch-sakral ist die Atmosphäre in der Werkstatt von Manfred Sattler in Schwangau. Dutzende von Heiligenfiguren und Kirchenbildern stehen in dem von anheimelndem Licht durchfluteten Raum. Keine lauten Maschinen dröhnen, denn bei der Arbeit des Restaurators sind eher die leisen Töne angesagt. Mit filigraner Handarbeit hat er nun auch zwei Herkomer-Bilder aus der Sameister-Kapelle in neuem Glanz erstrahlen lassen. Am kommenden Freitag will Sattler die Bilder in die Kapelle zurückbringen.
Viel Platz nehmen die beiden Werke aus dem späten 17. Jahrhundert in Anspruch. Denn mit knapp vier auf zwei Metern gehören die Bilder eher zu den Großformaten in der Werkstatt. In gedämpften Farben stellen sie die "Grablegung Christi" und "Drei Frauen am Grab" dar. Letzteres hängt an der Südseite der Sa-meister-Kapelle. "Daher war das Bild auch in einem schlechteren Zustand als das andere", erklärt Sattler. Denn durch Erwärmung der Mauer durch die Sonne herrscht quasi hinter der Leinwand ein ständiger "Klimawechsel" durch Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Die Folge: Das Material leidet und die Farbe beginnt abzublättern. Immerhin aber hat Sattler, als er im Mai die Bilder aus der Kapelle abholte, eine "kleine Sensation" entdeckt: Zwischen Wand und Gemälden wurden Holzbretter angebracht, die sozusagen als "Klimapuffer" fungieren. "Eine sinnvolle, aber seltene Maßnahme", so der Restaurator. Trotz des Schutzes gab es an den Herkomer Gemälden einiges zu tun: Nachdem Sattler die Leinwand auf dem Rahmen nachgespannt hatte, musste zuerst der Schmutz runter, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte. "Dazu wurde der Staub vorsichtig abgesaugt oder weggepinselt", erklärt der Fachmann. Dort, wo es ging, entfernte er den Schmutz mit einem speziellen Lösungsmittel. Ist das Gemälde erstmal sauber, beginnen die eigentlichen Reparaturarbeiten. Dazu wurde an den Stellen, an denen sich die Ölfarbe von der Grundierung abgehoben hatte, die Farbschicht wieder auf die Leinwand gedrückt und angeklebt. Den Spuren und kleinen Lücken, die das Verfahren hinterließ, rückte der Restaurator mit dem Pinsel zu Leibe: Sie wurden mit Ölfarbe retuschiert. Zu guter Letzt bekamen die Bilder eine Art Schutzschicht aufgesprüht, den sogenannten Firnis. Rund 150 Stunden Arbeit pro Bild muss-ten Sattler und seine drei Mitarbeiter aufbringen. "Eine Zeit, die bei einem Gemälde dieser Größe durchaus im Rahmen liegt", so der Schwangauer. Verglichen mit dem Alter der Werke ist es auch noch nicht allzu lange her, dass ein Restaurator Hand anlegte: Im Jahr 1923 wurden die Bilder bereits einmal konserviert und an manchen Stellen auch übermalt. Sattler vermutet, dass ein Münchner Handwerker daran arbeitete. "Denn auf dem Land gab es zu dieser Zeit noch keinen Res-taurator."