Marktoberdorf (kle). - 'Es gibt unzählige Geschichten um den Bamberger Dom, da müssen sie unbedingt mal hin!' Franz-Josef Körner, der in der Buchhandlung Glas seinen Erstlingsroman 'Der Domreiter' vorstellt, weckt mit der Begeisterung für seine Geburtsstadt das Interesse der zahlreichen Besucher auch für die oberfränkische Siebenhügelstadt. Bevor er das Buch zur Hand nimmt, präsentiert der Autor (gleichzeitig Lehrer für Englisch und Sport an der Fachoberschule Kaufbeuren) dem Publikum mit Hilfe von Laptop und Beamer die geschichtlichen Hintergründe. Wer der Bamberger Reiter, der im Ostchor des Heinrichdoms zu sehen ist, tatsächlich war, ist bis heute ein Rätsel. Mit der Christuskrone auf seinem Kopf wird er für den 'König der Könige' oder auch für den Sohn Friedrich Barbarossas, Philipp von Schwaben gehalten. Er selbst hält ihn für den heiligen Stephan von Ungarn, 'die schönste Version'. Im Buch, das um die Jahrtausendwende spielt, überspringt er die recht grausamen ersten Seiten, als Fürst Vajk (wie der ungarische Adelige vor seinem Bekenntnis zum Christentum hieß) an den Galgen vorbei in die Stadt reitet. Im mittelalterlichen Babenberg, so Bambergs damaliger Name, steht der Dom vor seiner Fertigstellung. Er reitet mit seinem Pferd hinein und trifft auf Bayernherzog Heinrich, der mit seiner Schwester Gisela sein ehrgeiziges Bauprojekt begutachtet. Es ist eine unruhige Zeit nach dem Tod des kinderlos gestorbenen Kaisers Otto III., in der Heinrich mit Markgraf Ekkehard von Meißen und Schwabenherzog Hermann II. um die Nachfolge kämpft. Vajk will um die junge Gisela freien, die ihm von Kaiser Otto zur Frau versprochen wurde. Nach der freundlichen Aufnahme, als sich gerade eine zarte Beziehung zwischen den beiden anbahnt, geschieht ein Jagdunfall: Herzog Heinrich wird schwer verletzt und der 'ungarische Heide' des Attentats angeklagt. Verurteilt zum Tod am Galgen, kennt nur der Bauernjunge Georg die Wahrheit.
Kommentar und Hintergrund Geschickt verbindet Körner seine Lesung mit Kommentaren und historischen Hintergründen. Er erzählt von einem alten Sagenbändchen seines Opas, in dem ein Gedicht über die Reiterszene abgedruckt ist. Dies brachte ihn auf die Idee zu Vajks spektakulärem Auftritt im Dom. Das Relief an der Adamspforte des Doms, in der Heinrichs Fuß auf einem Sockel ruht, verspann er in seiner Geschichte zu einem Jagdunfall. Spannend schildert der 46-Jährige seine Recherchen, wobei er zu den machtpolitischen Intrigen im Hintergrund Parallelen zu dem zunächst geheim gehaltenen Tod Arafats im vergangenen November aufzeigt. Als Fürst Vajk unter dem Gespött der Menschen gefesselt auf einem Wagen zum Galgen hinaufgebracht wird, schließt Körner die Buchdeckel. 'Wenn's am spannendsten ist, soll man aufhören', grinst der Wahl-Marktoberdorfer verschmitzt. Dafür entschädigt er mit der wahren Geschichte um Stephan und Gisela, die zeitlich mit dem Dombau nicht so ganz zusammenpasst. Weil ihm aber gerade daran soviel lag, nahm er sich die dichterische Freiheit, beides zu verbinden. Dies rief den ehemaligen Religionslehrer am Marktoberdorfer Gymnasium, Josef Hönle, auf den Plan: Er überreichte der Buchhändlerin Johanna Glas vor einigen Wochen einen Zettel mit den 'Fehlern' des Romans. Am Leseabend erläutert er zusammen mit Körner auf unterhaltsame Art die 'wahren' Zusammenhänge. Für das nächste Werk, das schon in Arbeit ist, wird er dem Autor als Berater und Lektor zur Seite stehen. Viel darüber verraten wird an diesem Abend aber noch nicht, nur soviel: die Geschichte wird 150 Jahre später spielen und kosmopolitischer sein. Drei Stichworte gibt's noch in die Reihe fragender Gesichter: Deutsches Reich, Italien und Barbarossa. Johanna Glas, bedankte sich bei Franz-Josef Körner mit einem fränkischen Bocksbeutel und einem kleinen Geschenk für den kurzweiligen Abend.