Kempten (pa). - 'Ist das etwa,' wundert sich der Richter, 'die italienische Art: Dass man einer Frau das Auto anzündet, wenn man sie anders nicht entflammen kann?' Genau das soll der Angeklagte, ein feuriger Süditaliener, nämlich getan haben. Weil seine Freundin ihm vorübergehend die kalte Schulter zeigte, hat er nach Überzeugung des Kemptener Schöffengerichts aus verletzter Männlichkeit deren Auto mit Benzin übergossen und abgefackelt. Er wurde wegen Brandstiftung zu einem Jahr und zehn Monaten ohne Bewährung verurteilt. Damit er sich nicht Richtung Heimat absetzen kann, klickten noch im Gerichtssaal die Handschellen. Es dauert eine Weile, bis der (an eher konservative Strukturen gewöhnte) Gerichtsvorsitzende Hans-Peter Schlosser die verworrene Beziehungkiste der Beteiligten durchwühlt hat. Demnach ist der 31-jährige Angeklagte Vater von jeweils zwei ehelichen und nichtehelichen Kindern und in Italien noch verheiratet. In Kempten hat er eine Freundin, die aber sauer reagierte, als er zu einer anderen Freundin zum Relaxen nach Italien fuhr. Als der Vielbeschäftigte wieder zurück war, gab's erst eine innige Versöhnung, aber schon in der folgenden Nacht heftigen Streit. Aus eher läppischem Anlass: Sie wies ihn ab, als er in der Disko mit ihr tanzen wollte. Und als ihm dann auch noch jemand flüsterte, sie habe ebenfalls einen (weiteren) Freund, rastete der gekränkte Casanova aus. Um ihre Ruhe zu haben, fuhr die Frau mit ihrer Clique noch auf einen Kaffe zu einer Tankstelle am Schumacherring. Wenig später - es war gegen 4.30 Uhr am 7. September vergangenen Jahres - tauchte dort auch der Angeklagte auf. Erst wurde noch ein wenig gestritten, dann kaufte er eine große Flasche Wasser. Nachdem er das Getränk ausgekippt hatte, füllte er (was sich anhand der Kassenrolle rekonstruieren ließ) exakt 1,44 Liter Super Plus in die Flasche. Dann murmelte er etwas von der Mafia, mit der man sich nicht anlegen solle, und stob davon. Kurze Zeit später brannte das Auto der Freundin, das sie vor Stunden schon in der Gerberstraße hinter dem Fürstenhof geparkt hatte, lichterloh. Und zwar in einer Weise, wie die Feuerwehrleute das noch nie gesehen hatten: Vorn und hinten gleichzeitig. Ein technischer Defekt, der auch noch an zwei Stellen zündet, sei völlig ausgeschlossen, meinte vor Gericht ein Fachmann. Da komme nur ein 'Brandbeschleuniger' in Frage. Super Plus zum Beispiel. Die Flasche hat man zwar nicht gefunden. Den Angeklagten hat am Tatort auch niemand gesehen. Er ließ sich einige Zeit später von einem Kumpel in Sankt Mang abholen. Und vor Gericht sagte er zu dem Vorwurf nichts.
'Er war es nicht - basta' Die Aussage verweigern wollte auch die Freundin. Denn die ist inzwischen wieder 'entflammt' und meint, als Verlobte müsse sie ja nichts sagen. Sie muss, denn verlobt sein kann sie nicht mit einem Mann, der nebenher noch verheiratet ist. Aber heraus kam dabei nichts: 'Er sagt, dass er es nicht war - basta.' Im Namen des Volkes, sagte das Schöffengericht, und verurteilte den Angeklagten entsprechend dem Antrag des Staatsanwalts. Über Bewährung hätte man bei einem Geständnis vielleicht reden können, hieß es, aber so nicht. Schlussbemerkung des Gerichtsvorsitzenden: 'Zur Streitkultur gehören hierzulande keine brennenden Autos.'