Schäden nach Bestrahlungen werden behandelt, Patienten können sich aber auch die Lider straffen oder Fett absaugen lassen: Als erstes Akutkrankenhaus im Allgäu erweitert das Klinikum Memmingen sein Leistungsspektrum um die Plastische Chirurgie. Ab sofort ist dort Professor Dr. Christoph Höhnke selbstständig tätig, der weltweite Bekanntheit durch die erste Transplantation von zwei kompletten Armen bei einem Unterallgäuer Landwirt erlangt hat (wir berichteten). Er war Leiter des 40-köpfigen Operationsteams im Münchner Klinikum rechts der Isar.
"Neue Herausforderung"
"Nach über 20 Jahren an Universitätskliniken ist Memmingen für mich jetzt eine neue Herausforderung", sagte Höhnke gestern bei einer Pressekonferenz. Schon seit etwa drei Jahren wurde er dort immer wieder bei besonders schwierigen Fällen als Spezialist hinzugezogen. Künftig wird er täglich in eigens für ihn umgebauten Räumen praktizieren - die allerdings noch nicht ganz fertig sind, "weil ich mir eine ganz spezielle Ästhetik wünsche", so Höhnke.
Mit ihm zieht das komplette Spektrum der plastischen und ästhetischen Chirurgie ins Klinikum ein. Im ersten Bereich geht es vor allem um Geweberekonstruktionen.
"Ein Unfallchirurg stellt nach einem Motorradunfall den Knochen wieder her, ich bin für die Weichteile zuständig", erläuterte der "Chirurg mit Leib und Seele", wie er sich selbst beschreibt. Auch die Behandlung von Schäden nach Bestrahlungen oder von Patientinnen nach Brustkrebsoperationen wird Höhnke künftig übernehmen. "Es gibt keinen Fachbereich, mit dem ich mir nicht vorstellen könnte zusammenzuarbeiten", weist er auf die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten mit den Facharztkollegen am Klinikum hin.
Auch Männer kommen
Ebenso wird er aber auch Bauchdecken oder Schlupflider straffen, Fett absaugen, Falten unterspritzen oder abstehende Ohren operieren, um nur einige Beispiele zu nennen, mit denen heutzutage nicht nur Hollywoodstars ihr äußeres Erscheinungsbild verbessern. "Es wird oft abfällig über solche Schönheitsoperationen geredet", sagt Höhnke dazu, "das habe ich nie verstanden". Sein Anliegen sei es vielmehr, Patienten vor "Hinterhofwerkstätten" zu bewahren. Mit Damen jeden Alters rechnet er in Memmingen vor allem als Patientinnen - und zwar aus ganz Deutschland - aber auch Männer suchten heutzutage zunehmend plastische Chirurgen auf.
"Forschung ist mir wichtig"
Trennen will Höhnke seine beiden Betätigungsfelder nicht, in denen gleichermaßen Kreativität in den Behandlungsmethoden gefragt sei. "Und auch die Forschung ist mir weiterhin wichtig", sagt der Mediziner, der zuletzt eng mit Professor Edgar Biemer zusammengearbeitet hat, der als Wegbereiter der Mikrochirurgie in Europa gilt.