Kempten (rk/ts). - Unter Amateur-Fahrern genießt das Radrennen um den Internationalen Festwochenpreis Kultstatus. Das 70-Runden-Radkriterium sowie die beliebten Vorrennen (Nachwuchs und Frauen) werden am Samstag, 22. August, gestartet. Nicht dabei sind jedoch die großen Namen. Zum einen wegen der parallel stattfindenden Olympischen Spiele in Athen. Doch auch, weil die Stars dem veranstaltenden RSC Kempten (inzwischen) zu teuer erscheinen. Ein Jan Ullrich beispielsweise, so heißt es in der Szene, koste für einen Renn-Nachmittag nicht weniger als 25000 Euro
Die 'Politik' etwas geändert Andererseits waren in früheren Jahren nicht nur die komplette süddeutsche Amateurelite, sondern oftmals auch Spitzenprofis bei der Festwoche am Start: Toni Rominger, die Schweizer Sechstage-Spezialisten Bruno Risi/Kurt Betschart, Olaf Ludwig, Mario Kummer, Jörg Jaksche, oder auch Marcel Wüst oder Hans Hindelang (Germaringen). Das Gleiche gilt für den heutigen 'Team T-Mobile'-Profi Tobias Steinhauser aus Scheidegg, der vor seiner Profikarriere auf dem legendären Ein-Kilometer-Kurs dabei war. Populäre Fahrer wie diese fehlen seit etwa drei Jahren. Hintergrund: Der RSC hat seine 'Politik' etwas geändert und verzichtet auf die Verpflichtung großer und (entsprechend teurer) Namen. Dafür wird in allen vier Klassen, vor allem im Hauptrennen, mehr Preisgeld ausgezahlt. Der Sieger erhält 300 Euro und auch die dahinter Platzierten (bis Rang 20) bekommen eine finanzielle 'Belohnung'. Darüber hinaus gibt es Sprintprämien für einen Rundengewinn (jeweils 50 Euro). Dies geschieht laut RSC in Absprache mit den Hauptsponsoren sowie der Stadt Kempten. Ganz ohne Profi-Beteiligung wird das Festwochen-Kriterium auch in diesem Jahr nicht ablaufen: Das Profi-Team 'Sparta Prag' mit Günzach-Sieger Zdenek Mlynar, wird neben rund 100 Eliteamateuren aus vier Nationen dabei sein. Für ihren Antritt erhalten die fünf tschechischen Fahrer etwa 300 Euro. Im Vergleich zur Verpflichtung eines Jan Ullrich erscheint dieser Betrag lächerlich gering.
Günzach mit Beziehungen Doch es muss ja nicht unbedingt Deutschlands Nummer eins sein. Beispiel Günzach. Der kleine Nachbarverein des RSC hatte bei seinem Rennen im Mai neben Tobias Steinhauser auch den Weltklasse-Sechstage-Fahrer Andy Kappes am Start. Was die beiden verdienten, bleibt ein Geheimnis von Organisator Klaus Görig. Die großen Summen können es aber kaum gewesen. Denn: 'Unser Etat für das Rennen war deutlich kleiner als der von Kempten.' Was den Günzachern letztlich zum Engagement von Aushängeschildern wie Steinhauser/Kappes oder der schwedischen Olympiateilnehmerin Camilla Larsson (startet beim Kriterium am 25. September) verhalf, seien persönliche Kontakte. Görig: 'Ich habe mir durch meinen erfolgreich radelnden Sohn gute Beziehungen aufbauen können.' An diesen arbeitet nun auch der RSC. Dessen Vorsitzender, Karl Schlusche, will im nächsten Jahr den Deutschland-Tour-Sieger Patrick Sinkewitz (24) verpflichten. Das große Talent im deutschen Radsport könnte neuen Schwung in das traditionelle Festwochen-Rennen bringen, das heuer zum 27. Mal stattfindet.