Treffpunkt ist der Thaler Festsaal. "Den haben wir noch, Gott sei Dank", sagt Manfred Klein (73). Hier finden die beliebten Heimatabende, aber auch zahlreiche andere Veranstaltungen statt: "Das ist ein Ort, wo man zusammen kommen kann", freut sich Klein. Der Wiedemannsdorfer unternimmt an diesem schon recht kühlen Herbstnachmittag mit Katharina Kreutzer (87) aus Salmas und der Heimatzeitung einen Spaziergang durch "Kirchdorf", wie beide betonen. Denn Thalkirchdorf stehe eigentlich für alle sieben Weiler im Tal.
Früher habe es noch einen richtigen Zusammenhalt im Tal gegeben, seufzt Katharina Kreutzer, die im Atelier der Handwebtenne gearbeitet hat. Nach der Arbeit, erinnert sie sich, sei man mit dem Fahrrad nach Oberstdorf gefahren, habe eine Bergtour unternommen und auf einer Hütte übernachtet. Heute habe jeder ein Auto. Aber die rüstige 87-Jährige radelt immer noch gern, bis Oberstaufen brauche sie 15 bis 20 Minuten. Mit dem Auto ist sie in der näheren Umgebung unterwegs, nach München, wo sie viele Bekannte hat, fährt sie mit der Bahn. Problem: Am späteren Abend fahren keine Busse mehr.
Manfred Klein, der 45 Jahre im Tiefbau geschafft hat, fährt mit dem Auto häufiger zum Einkaufen ins Städtle oder nach Oberstaufen. Denn im Tal gebe es nur in Wiedemannsdorf einen kleinen Laden, "zum Brotzeit holen", sagt Kreutzer. In Kirchdorf kann man im Dorf Käse und Semmeln kaufen. Aber größere Geschäfte, Ärzte und Apotheken gebe es nicht in Thalkirchdorf. In Oberstaufen ärgert sich Klein regelmäßig über die Parkgebühren und wünscht sich, wie in Immenstadt, die erste halbe Stunde gebührenfrei.
Stichwort Autoverkehr. "Die Autos werden immer größer", hat Katharina Kreutzer festgestellt. Und wenn sie auf der alten schmalen Bundesstraße etwa Salmas passieren, dann kommen sie nicht immer um die Ecke. Eine Belastung für Fußgänger, zumal es an der ehemaligen B 308 "keinen Meter Gehsteig" gebe.
Zu schaffen macht den Anwohnern vor allem der Lärm, der von der Alpenstraße heraufschallt. Sie könne sich nicht über den Balkon hinweg mit einem Nachbarn unterhalten, klagt Kreutzer. Auch Rupert Weiß (85) aus Knechtenhofen, der zum Spaziergang verhindert war, findet es nicht gut, "dass die alle voll durchfahren". Er plädiert für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Der Pensionsbesitzer würde sich auch über eine Straßenbeleuchtung in Knechtenhofen freuen. Das wäre eine Hilfe nicht nur für die Senioren, sondern auch für die Gäste. Der Spaziergang ins Dorf führt über die "Große Aach" und die Kirchdorfer Straße an der Schule vorbei. Die Nachricht von der Schließung der Schule sei "ein großer Schlag" gewesen, sagt Kreutzer. "Die Kinder fehlen", bedauert auch Klein die Entscheidung.
Er ist froh, dass der Kindergarten noch da ist und die Spielgruppe für die Kleinsten im alten Feuerwehrhaus. Es geht weiter an der frisch renovierten Kirche (Kreutzer: "auch ein Treffpunkt") und am Haus des legendären Schnitzers Gallus Witzigmann vorbei bis zum Dorfende. Klein weist auf zwei stattliche Wohnhäuser: die alte und die ganz alte Schule. Und weiter oben, zeigt er, verläuft der Haldenweg, von Osterdorf bis zum Café am Wald. Da hat er ein dickes Lob für Oberstaufen parat: Was früher ein Trampelpfad war ("furchtbar"), sei nun ein wunderschöner Weg, mit Hackschnitzeln "gepolstert". Klein: "Man läuft wie auf Wolken." Fazit nach der Dorfrunde von Katharina Kreutzer: "Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden." Manfred Klein: "Ich möchte nicht woanders wohnen."