Der Bezirk IV Marktoberdorf im Allgäu-Schwäbischen Musikbund (ASM) feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Wie Bezirksvorsitzender Herbert Hofer erklärte, bildete dazu das Kirchenkonzert in der Stadtpfarrkirche St. Martin die Auftaktveranstaltung. Der in der Marktoberdorfer Musikakademie gut bekannte Südtiroler Komponist und Dozent Gottfried Veit dirigierte dabei die Musikkapelle Kraftisried, Stadtpfarrer Wolfgang Schilling sprach verbindende, meditative Texte. Er erinnerte daran, dass glauben auch vertrauen heißt, ebenso wie ein Kind seinen Eltern vertraut.
Herbert Hofer erklärte, dass die meisten der 45 Musikkapellen im Bezirk eine Tradition von 100 Jahren und mehr aufweisen. Viele entstanden aus der Kirchenmusik heraus, und dieses "zweite Standbein" hätten heute noch die meisten Klangkörper. Diese Herkunft bezeichnete Hofer als "die Wurzeln" unserer heutigen Musikkapellen. Deshalb sei es wohl verständlich, dass das Jubiläumsjahr mit einem Kirchenkonzert begann. Hofer: "In den 60 Jahren ging es kontinuierlich aufwärts, heute sind 2400 Musikerinnen und Musiker im Bezirk IV integriert." Der Bezirksvorsitzende bedankte sich bei Gottfried Veit für das Gast-Dirigat und bei Bezirksdirigent Johann Hartmann für dessen Vorbereitungsarbeit.
Viele Tipps für Dirigenten und Musiker
Der aus Bozen stammende Vollblutmusiker Veit erlernte früh das Spiel auf der Klarinette und studierte am "Mozarteum" in Salzburg Musikerziehung. Später erreichte er die Kapellmeister-Prüfung und stieg zum "Landeskapellmeister" auf. Als Komponist schrieb er hauptsächlich Blasmusikwerke, Kammermusik, Lieder und Chorsätze, Musik für Orgel und Klavier sowie eine Bühnenmusik. Laut Herbert Hofer war Veit schon öfter Dozent an der Musikakademie. Bereits einen Tag vor dem Kirchenkonzert gab er den Dirigenten gute Tipps zum Thema "Wie führe ich meine Musikkapelle zum Erfolg?".
Mit dem kanonartigen Stück "Festliche Fanfaren" aus der Feder von Gottfried Veit eröffnete die Musikkapelle Kraftisried das Konzert. Dabei verteilten sich vier Blechbläserchöre im Gotteshaus und erfüllten den Kirchenraum mit mächtigen Klängen. Das "Requiem für Blasorchester" op. 283 von Julius Fucik umfasste "Introitus, Dies irae, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei". Der deutsche Komponist Richard Strauss schrieb "Allerseelen", das in einem Arrangement von Albert Oliver Davis vorgetragen wurde. Das "Adagio Cantabile" von Beethoven wurde von einem Klarinettenquintett vorgetragen.
Das bekannte und anrührende "Ave Maria" wurde von Hans Hartwig für Blasorchester arrangiert. Den zuvor kaum gehörten Kanon "Rondophonie" von Gottfried Veit spielten acht Blechbläser, die sich im gesamten Kirchenraum verteilten, mit ihren unterschiedlichen Instrumenten. Die Reihe rundum baute sich von einem bis zu allen acht Musikern auf - und ebenso wieder schrittweise ab. Aus der dritten Symphonie von Gustav Mahler spielte die Kapelle "Andante", das für seinen fulminanten Schluss mit herzlichem Beifall der Zuhörer belohnt wurde. Mit dem gespielten und gesungenen "Großer Gott wir loben dich" endete das feierliche Konzert.