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Festakt und Party bis tief in die Nacht

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Festakt und Party bis tief in die Nacht

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    Kaufbeuren (fro). - Vor dem Jugendzentrum (Ju Ze) standen am Freitag Punker mit bunten Haaren und Nietengürteln genauso wie ältere Herren in Anzügen und tranken einträchtig Bier in der Sonne. Gekommen waren sie und andere, um das 30-jährige Bestehen des Ju Ze zu feiern. Dort habe man während dieser Jahre versucht, die Jugendlichen zu ihrem Platz in der Gesellschaft zu begleiten. 'Es war eine immerwährende Abfolge von Jugendlichen, die sich das Leben erobern', so Lutz Tokumaru, Leiter des Ju Ze. Er zeigte sich von dem illustren Publikum angetan. So begrüßte er Alt-Oberbürgermeister Rudolf Krause, als 'Mitbegründer und wohlwollenden Begleiter', den ehemaligen OB Andreas Knie, der auch 'in schwierigen Jahren dem Ju Ze beistand' sowie den Amtsinhaber Stefan Bosse, der an der Entwicklung noch teilhaben werde. Zwischen Bosse und Krause auf der einen und Knie auf der anderen Seite, saßen derweil Jugendliche aus der Heavy-Metal- und Punk-Szene: Allesamt Personen, die das Bild der Stadt geprägt haben und es in der Gegenwart und Zukunft prägen werden, so Tokumaru. Dazu waren ehemalige und jetzige Mitarbeiter und Mitstreiter des Ju Ze, des Stadtjugendringes (SJR), des Jugendamtes sowie Stadträte, Schuldirektoren, Dritter Bürgermeister Ernst Holy und Festredner Professor Wulf Bott erschienen. Wolfgang Schad, Vorsitzender des SJR, lobte Tokumaru, da dieser nach vielen Umbrüchen und Einschnitten nun eine 'rekordverdächtige Ära' verkörpere: Tokumaru und Nico Seelemann stehen seit nunmehr 13 Jahren dem Ju Ze vor. Dafür bekamen sie auch spontanen Applaus des Publikums. OB Bosse erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die Jugend schon immer einen schlechten Ruf habe. Und in seiner Kindheit sei auch er vor dem Ju Ze gewarnt worden - doch sei er trotzdem hingegangen. Das Ju Ze habe immer auf einem schmalen Grat zwischen Freiheit und Regeln für die Jugend wandeln müssen. 'Wir werden auch in schwierigen Zeiten zu Ihnen stehen', stellte er für die Zukunft in Aussicht. In seinem Festbeitrag schilderte Bott die Anfangszeit des Ju Ze.

    Bott hatte damals als Abteilungsleiter des Bayerischen Jugendrings ein Modellkonzept entworfen: In vier bayerischen Jugendhäusern wurde Anfang der 70er Jahre eine 'organisierte Partizipation' ausprobiert. In Kaufbeuren war diese Phase sehr turbulent. Es wurde vor dem Rathaus sogar gegen den SJR demonstriert und OB Krause 'lugte hinter dem Vorhang seines Amtszimmers hervor und freute sich, dass die Demo sich nicht gegen ihn richtete', erinnerte sich Bott. Aber sein Modell habe sich als 'unbrauchbar' erwiesen. Letztlich seien die Mitarbeiter entscheidend, befindet der Bamberger Professor für Politikwissenschaft heute. Allerdings habe das Ju Ze auch unter einem teilweise nicht gerechtfertigten Ruf gelitten, pflichtete er Bosse bei. So sei eines Tages ein Stadtrat im Eingangsbereich des Ju Ze erschienen ('Weiter traute er sich nicht hinein') und las, dass sich eine Gruppe 'Weinbrenner' treffe. Das meldete er im Stadtrat, der sich echauffierte, im Ju Ze werde 'Schnaps gebrannt', erzählte Bott. Tatsächlich war Weinbrenner ein Mitarbeiter der Psychiatrie im Bezirkskrankenhaus, der den Jugendlichen die Lebensumstände seiner Patienten zeigte. Daraufhin hatten die sich bereit erklärt, sich mit den jugendlichen Patienten regelmäßig im Ju Ze zu beschäftigen. Eine lobenswerte Sache, hatte der Oberarzt im BKH auf Nachfrage dem Stadtrat erklärt. Der Ruf der Jugend sei immer schlechter als sie in Wirklichkeit ist. 'Ein Jugendzentrum hat nun mal keinen Lehrplan, sondern muss spontan auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen', erläuterte Bott. Im Anschluss eröffneten die zwei ehemaligen OB und der Amtsinhaber eine Ausstellung der Ju Ze-Mädchengruppe. Später folgte die 'Retro-Party'. Am Samstag waren es dann 300 Gäste, die sich das Konzert mit drei Bands anhörten - bis drei Uhr morgens dauerte die Party. 'Ohne unsere tolle Truppe von Ehrenamtlichen hätten wir die Jubiläumstage nicht so erfolgreich über die Bühne gebracht', lobte Tokumaru.

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