Im Herbst machen sich die Zugvögel wieder auf den Weg und sind vermehrt in der Natur zu beobachten. Der Klimawandel beeinflusst jedoch Abflugzeiten und Flugstrecken. Immer mehr Vögel versuchen ihr Glück daheim. Der BUND Naturschutz erklärt in einer Pressemitteilung, warum das so ist.
Alles hängt vom richtigen Zeitpunkt ab
Viele Vogelarten machen sich derzeit auf den Weg Richtung Süden. "Auch Zugvögel müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Manchmal lässt sich das im heimischen Garten beobachten, dort dürften sich im Moment besonders viele kleinere Vögel tummeln", erklärt Josef Kreuzer, erster Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Ostallgäu-Kaufbeuren. "Oft fallen diese Tiere nur deshalb auf, weil sie entweder gar nicht im Garten vorkommen oder viel weniger häufig zu beobachten sind. Kleine Zugvögel, die keine Thermik benötigen, sind vor allem nachts unterwegs. Tagsüber ruhen sie sich eher aus und suchen beispielsweise im Garten nach Nahrung". Der richtige Zeitpunkt des Zuges hängt dabei vom Nahrungsvorkommen in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten ab.
Auch kleine Vögel sind unterwegs
Beim Vogelzug denken viele Menschen eher an große Vögel wie Kraniche, Störche oder Gänse, die majestätisch über den Himmel ziehen. Aber auch die kleinen Vögel sind jetzt unterwegs und erregen Aufmerksamkeit. "Die kleinen olivbraunen Fitisse oder die graubraunen Dorngrasmücken mit der auffälligen weißen Kehle etwa bewegen sich tagsüber in kleineren Grüppchen von Garten zu Garten. Nachts können sie längere Strecken zurücklegen. Der Abzug aus dem Brutgebiet erfolgt ab September, sie überwintern in Afrika südlich der Sahara", so Kreuzer laut Pressemitteilung des BUND. Die auffälligen Starenschwärme können im September und Oktober ebenfalls gut beobachtet werden. Manchmal scharen sich viele hundert Tiere zusammen und bieten ein wirklich tolles Naturschauspiel in der Luft. Wenn sie sich für den nächsten Abflug sammeln sorgen sie auch für ein "wunderbares Konzert" in den Baumkronen oder auf den Hochspannungsleitungen.
Zugvögel verändern Routen
Doch Fernreisen sind out: Wegen des Klimawandels ist schon jetzt ein anderes Verhalten der Zugvögel zu beobachten. Viele Vögel verkürzen die Wege, etwa Weißstörche, die in Spanien statt in Afrika überwintern. Manche Arten bleiben gleich ganz im heimischen Brutgebiet. Das sei laut Kreuzer allerdings gefährlich. "Fällt der Winter doch kalt und schneereich aus, finden die Tiere keine Nahrung und sterben". Die veränderten Bedingungen in den Überwinterungsquartieren machen dem BUND zufolge manchen Arten zu schaffen. "Ein Trauerschnäpper muss beispielsweise früh genug wieder zurück in Deutschland sein. Er konkurriert nämlich mit den daheim gebliebenen Vögeln um Brutplätze. Wenn aber die Regenzeit im afrikanischen Überwinterungsgebiet schwächer ausfällt, kann er sich nicht rechtzeitig die Energie für den Rückflug anfressen", erklärt Kreuzer.
Großbritannien statt Spanien
Andere Vögel wie die Mönchsgrasmücke haben sich erstaunlich schnell an die veränderten Klimabedingungen angepasst und nutzen das für sich aus. "Die Mönchsgrasmücke fliegt beispielsweise nur bis in den Mittelmeerraum. Wenn sie merkt, dass das Wetter mild ist, fliegt sie zurück, legt früher Eier und verlässt uns später im Herbst", so Josef Kreuzer. Viele bayerische Mönchsgrasmücken haben laut BUND ihre Route sogar komplett geändert und fliegen nicht mehr nach Spanien, sondern lieber nach Großbritannien. Dort finden die Tiere auch im Winter genug Nahrung. "Die Mönchsgrasmücken, die dorthin fliegen, kehren früher und gut genährt zurück und können dann auch die besseren Reviere besetzen, als ihre spanischen Kollegen", erklärt der Vorsitzende abschließend.