Zwiespältig ist die Situation derzeit für den Traktorenhersteller Fendt in Marktoberdorf: Einerseits registriert Vorstandssprecher Peter J. Paffen aufgrund gestiegener Agrarpreise derzeit eine gute Stimmung bei den Landwirten, andererseits schlägt sich dies noch nicht in den Auftragsbüchern der Fabrik nieder. Das Ziel von 12500 verkauften Schleppern in diesem Jahr zu erreichen, sei noch ein hartes Stück Arbeit. Weitere Kurzarbeit von bis zu fünf Tagen will Paffen nicht mehr ausschließen.
An den Produkten aus dem Hause Fendt könne die mangelnde Nachfrage nicht liegen, ist sich der Manager sicher. Das Interesse an Hightech-Maschinen aus Marktoberdorf sei enorm. Das habe nicht zuletzt der Feldtag in Wadenbrunn bei Würzburg gezeigt. Trotz widriger Wetterbedingungen wurde der Rekordbesuch von 2008 erneut übertroffen. 55000 Besucher aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland seien gekommen, um sich über Neuerungen zu informieren. Der Feldtag gelte als größte derartige Veranstaltung eines Landtechnikherstellers weltweit.
Und auch der Aufwand, den Fendt für dieses Event betreibt, ist enorm: 150 Mitarbeiter aus Marktoberdorf sind vor Ort, 110 Fendt-Traktoren, Mähdrescher und Challenger-Großgeräte sind im Einsatz, ein Bierzelt bietet 5000 Sitzplätze.
Um eine Schlammschlacht auf dem vom Regen aufgeweichten Boden zu verhindern, ließen die Organisatoren kurzfristig sogar noch 400 Kubikmeter Hackschnitzel ankarren.
30 Millionen in Entwicklung des Häckslers gesteckt
Star der Veranstaltung war der 650 PS-starke Großhäcksler Katana 65, der das Fendt-Programm abrunden soll. In die Entwicklung dieses Geräts investierte der AGCO-Konzern in der Marktoberdorfer Ideenschmiede rund 30 Millionen Euro. Um vom neuen Schneideaggregat für Mais und nachwachsende Rohstoffe durch die Maschine noch nicht zu viel preiszugeben, durfte beim Feldtag kein Besucher unter das Blech des Katana schauen. 2011 rechnet Fendt noch mit einstelligen Stückzahlen für das eine halbe Million Euro teure Gerät, mit dem man noch Erfahrung sammeln wolle.
Ab 2012 soll das Produktionsvolumen dann deutlich steigen.
Gut angekommen seien auch die neuen Abgastechnologien, die den Einsatz der Traktoren effektiver machen sollen - sprich rund sieben Prozent Sprit sparen. Auch der neue Top-Schlepper Vario 939 mit 390 PS sei von Bauern und Lohnunternehmern mit großem Interesse betrachtet worden, so Paffen.
Die Auftragsbücher hat das aber nicht gefüllt. Woran das liegt, darüber kann Paffen nur spekulieren: Vielleicht seien die Landwirte noch misstrauisch, ob die Preise für Getreide, Milch und Fleisch auf hohem Niveau bleiben. Vielleicht fehle durch den verregneten Sommer mit langer Erntesaison die Zeit für Investitionsentscheidungen.
Produktionsstopp bis zu einer Woche im Gespräch
"Heuer die Stückzahl von 12500 Traktoren in trockene Tücher zu bekommen, ist nicht so einfach", erklärt Paffen. Für die Belegschaft könnte dies erneut bedeuten, dass die Produktion - wie über mehrere Wochen zu Jahresanfang - angehalten wird. Paffen spricht von bis zu einer Woche. Im nächsten Satz versucht er, schon wieder Optimismus zu verbreiten. "Bis Jahresende hoffen wir auf positive Stimmung." Denn eigentlich biete Fendt mit effizienter Technik das, was Landwirte nach der Krise bräuchten.