Geht es nach den einschlägigen Restaurantführern, dann gehört der "Goldene Adler" im Lindenberger Stadtteil Goßholz zu den ersten Adressen im Westallgäu. In dem Haus mit 300-jähriger Geschichte sorgt die Familie Bauer seit acht Jahren für eine zeitgemäße Küche.
Tradition wird im Gastraum des "Goldenen Adler" großgeschrieben. Dunkles Täfer, Hirschgeweih, in der Ecke ein gekachelter Kaminofen, an den Wänden Bilder von Paul und Otto Keck. Der Begriff "ländlich-rustikal" kommt einem da unwillkürlich in den Sinn.
Wer eine ebensolche Küche erwartet, wird freilich schnell eines Besseren belehrt. Ein Blick in die Karte genügt. Gefüllte Kaninchenkeule findet sich da, geschmortes Bürgermeisterstück mit Burgundersauce oder gebratene Dorade mit Krustentierragout. Wolfgang Bauer kümmert sich um die Kreationen. Serviert werden sie von seiner Frau Susanne, ausgebildete Restaurantfachfrau. Töchterchen Patricia und Bauers Mutter komplettieren den reinen Familienbetrieb.
Wolfgang Bauer hat eine klassische Kochkarriere gemacht, Stationen in verschiedensten Häusern inklusive. Der gebürtige Oberstaufner hat in Gourmet-Restaurants gearbeitet, war Küchenchef im Kleinkunstlokal der "Mehlprimeln" und stand in Häusern am Herd, in denen 200 Essen am Tag die Küche verlassen haben. "Der Wechsel ist wichtig, um die verschiedenen Küchenthemen kennenzulernen", sagt Bauer. Besonders geprägt hat ihn die Zeit bei Anton Lanz, Gourmetkoch in Stockenweiler (Hergensweiler). Kurz nach der Lehre war er dort. "Anstrengend, aber lehrreich", beschreibt er die beiden Jahre in der Gourmetküche.
Mitgenommen hat er das Bewusstsein für Qualität. "Frische, marktorientierte Küche", beschreibt Bauer seine Arbeit selber. Es gibt im "Goldenen Adler" zwar Standardgerichte wie Allgäuer Schweinefilet mit Käsekruste oder Tafelspitz mit Brätstrudel, aber keine Standardkarte. Die Küche folgt den Jahreszeiten. Jede Woche ruft der Chef seine Lieferanten an, und erkundigt sich, was es saisonal Neues gibt. Danach richtet sich das, was er seinen Gästen anbietet. Die kommen mittlerweile auch von weiter her. Lange galt der "Goldene Adler" als Geheimtipp im Westallgäu. Mittlerweile sind die großen Restaurantführer aufmerksam geworden. "Schlemmeratlas" und "Gusto" loben Bauers Küche; der Gault Millaut gibt ihm 14 von 20 Punkten und reiht ihn damit unter den Top-Restaurants ein.
Und auch der "Michelin" würdigt die Arbeit der Familie - einen Bib Gourmand hält die Feinkostbibel parat, Ausdruck für gute Küchen mit sorgfältig zubereiteten Speisen und einem günstigen Preis-Leistungsverhältnis.
Der Koch und die von ihm gemachten Preise haben Bodenhaftung behalten. Nach einem Michelin-Stern - für viele Köche die Krone ihres Schaffens - drängt es Bauer nicht. "Die Küche soll gut aber auch bezahlbar bleiben", sagt der Chef. Die treue Kundschaft wird es gerne vernehmen.