Mit gefletschten Zähnen nähert sich der ausgewachsene Löwe Massai seinem jungen Dompteur. Das 350 Kilogramm schwere Raubtier faucht und zeigt Alexander Lacey seine scharfen Krallen. Schon bis an die Gitter des Raubtierkäfigs hat der Löwe den 35-Jährigen gedrängt. Für einen Augenblick glaubt man, jetzt passiert etwas. Doch der Brite gewinnt den inszenierten Kampf. Massai kehrt um und geht zurück zu den anderen Tieren. 1367 Premierenbesucher im fast ausverkauften Zelt des Zirkus Charles Knie applaudieren.
Die Vorstellung im Stadtpark Neue Welt "Eine Reise um den Globus in 150 Minuten" bildet den Auftakt zur Bayern-Tournee des Unternehmens, das von dem 35-jährigen Stuttgarter Kaufmann Sascha Melnjak geführt wird. Noch bis Dienstag gastieren rund 100 Zirkusmitarbeiter mit über 100 Tieren in einer knapp 16500 Quadratmeter großen Zirkusstadt in Memmingen.
70000 Euro für Kostüme
Allein die Kostüme der zweieinhalbstündigen Vorstellung sind laut Zirkus-Pressesprecher Sascha Grodotzki rund 70000 Euro wert. 70 der über 100 maßgeschneiderten Gewänder präsentieren die Tänzerinnen des Show-Balletts, die sich in glitzernden Röcken und bauchfreien Pailletten-Oberteilen zeigen.
Zwischen den schillernden Tanzeinlagen drehen junge Brasilianer zwölf Meter über dem Manegenboden zweifache und dreifache Salti. Denisa aus Tschechien balanciert auf dem Kopf ihres Bruders Dany, während der stehend auf zwei galoppierenden Friesenhengsten reitet. Ein junger Italiener auf Rollschuhen wirbelt seine leicht bekleidete Partnerin durch die Luft, die sich mit den Füßen um seinen Hals klammert. Iurie Basiul aus Moldavien gleitet von einem Spagat in den nächsten und vollführt scheinbar schwerelos einarmige Handstände. Begleitet werden die 31 Artisten aus neun Nationen von einem achtköpfigen Zirkusorchester, das von dem ukrainischen Kapellmeister Volodymyr Kozachuk geleitet wird.
Neben Löwe Massai und seinen fünf Raubtierkollegen treten noch andere Tiere wie Känguru, Lama, Kamel und die Seelöwen-Damen Stefanie und Manta auf, die an ihre Tierlehrerin Monika nasse Küsse verteilen. Über 30 Kilogramm Fisch verschlingen die beiden bärtigen Frauen aus Kalifornien pro Tag. Und wenn am Dienstag die kleine Zirkusstadt innerhalb von nur fünf Stunden wieder verschwindet, werden sie in ihren fahrbaren Schwimmbecken mit über 30000 Liter Fassungsvermögen zum nächsten Spielort transportiert.
"Wunderbar", lautet schließlich das Resümee von Zuschauerin Paula DAndreta nach der Vorstellung und Tochter Jasmin pflichtet ihr begeistert bei: "Wir gehen oft in den Zirkus - und das war bis jetzt der Beste."
Informationen Weitere Vorstellungen sind am heutigen Montag, 23. August, um 20 Uhr und am Dienstag, 24. August, um 16 Uhr.