Es war am 16. Dezember, als der neue Oberbürgermeister Markus Kennerknecht bei der Jahresschlussfeier des Memminger Stadtrates sprach. Er erzählte von 'spannenden, aufregenden Zeiten' und erinnerte an den Abend seines Wahlsiegs: 'Die Rathaustüren öffneten sich und Applaus brandete mir entgegen.'
Voller Tatendrang skizzierte Kennerknecht, was er in nächster Zeit anpacken will. Keine zwei Wochen später hat den 46-Jährigen ein schlimmes Schicksal ereilt. – nach 38 Tagen im Amt des Rathauschefs. Seit sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet hat, steht eine ganze Stadt unter Schockstarre.
An den städtischen Gebäuden hängt Trauerbeflaggung, vor dem Rathaus stehen Kerzen und wurden Blumen niedergelegt, drinnen tragen sich viele Menschen in ein Kondolenzbuch ein.
. Die Stadt und die Sozialdemokratie würden einen Hoffnungsträger verlieren, reagiert der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel auf den Tod des Oberbürgermeisters. Gabriel hatte Kennerknecht im November bei der Verabschiedung von dessen Vorgänger Dr. Ivo Holzinger kennengelernt.
'Freundlich und offen'
'Wir sind alle fassungslos. Die Leute können es noch gar nicht realisieren', sagt eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. 'Herr Kennerknecht war sehr beliebt', ergänzt die Frau. Auch außerhalb der Verwaltung schätzen es viele Memminger, wie der gebürtige Oberallgäuer in sein neues Amt gestartet ist.
Der Sozialdemokrat wollte sofort mit möglichst vielen Bürgern ins Gespräch kommen, nahm sich Zeit für die Anliegen der Menschen. Das honoriert auch der Memminger Ehrenbürger und Ex-Landwirtschaftsminister Josef Miller: Er habe den Rathauschef als 'sehr freundlichen und offenen Menschen kennengelernt. Er strahlte Vertrauenswürdigkeit aus'.
Holzinger, der als dienstältester deutscher Oberbürgermeister 36 Jahre lang im Amt war, sah den früheren Immenstädter Bauamtsleiter ebenfalls auf einem guten Weg: 'Er hat sein Amt bereits mit Herz und Seele ausgefüllt.'
Der Memminger CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek teilt diese Einschätzung: 'Er ist seine neue Aufgabe mit großem Engagement angegangen. Wir waren uns einig, dass wir an einem Strang ziehen wollen, um das Beste für Memmingen zu erreichen.'
In Gedanken sei er jetzt bei Kennerknechts Familie, sagt Holetschek. Der Verstorbene hinterlässt eine Ehefrau und zwei Töchter, die beide noch in die Grundschule gehen.
'Frau Kennerknecht ist mit ihrer Trauer nicht allein', sagt auch Hans-Joachim Weirather, Aufsichtsratsvorsitzender der Allgäu GmbH und Unterallgäuer Landrat.
Als er die Nachricht vom Tod des Oberbürgermeisters erfuhr, 'spürte ich eine lähmende Leere in meinem Körper'. Und nachdenklich fügt Weirather hinzu: 'Das Schicksal, das Herrn Kennerknecht ereilte, kann jeden von uns in jedem Moment seines Lebens treffen.'
Als der neue Memminger Rathauschef am 21. November vereidigt wurde, blickte er noch voller Zuversicht auf die kommende Zeit: 'Ich freue mich über das Vertrauen der Bürger und das Zutrauen, dem neuen Amt gewachsen zu sein.' Er hatte sich in der Stichwahl gegen den CSU-Bewerber Dr. Robert Aures durchgesetzt.
Als Aufgaben für die ersten 100 Tage seiner Amtszeit nannte Kennerknecht unter anderem die geplante Ansiedlung einer Ikea-Filiale und Gespräche über die mögliche Fusion des Memminger Krankenhauses mit den Unterallgäuer Kreiskliniken. Doch es ist ihm nicht mehr vergönnt, all dies in die Tat umzusetzen.
Wann Kennerknecht in seiner Heimatgemeinde Durach beerdigt wird, stehe noch nicht fest, sagt Memmingens Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh. Auch die Termine für eine Trauersitzung des Stadtrates und eine ökumenische Andacht sind noch nicht festgelegt.