Die Zahl "11" spielt im Fußball eine wichtige Rolle. Elf Spieler, die im Idealfall laut Sepp Herberger eben auch elf Freunde sein sollten, stehen gemeinsam auf dem Platz - und wenn mal gar nichts läuft, dann ist vielleicht ein Elfmeter mal die rettende Lösung. Passend dazu haben wir elf kleine Geschichten, nackte Fakten und interessante Statistiken zur Saison 2009/10 ausgegraben.
Torhüter als Nummer 10
Radenkovic, Higuita, Jorge Campos - die Liste der Torhüter, die sich gerne (mehr oder weniger) erfolgreich als Feldspieler betätigen, ist lang. Auch Michael Bauer ist eigentlich Torwart. Doch da der FC Lindenberg im Sommer mit Adrian Beck (25) eine neue Nummer 1 holte, sattelte er kurzerhand um und wurde unter Spielertrainer Nito Ferreiro zum Feldspieler in der Kreisliga A umfunktioniert. Beim 4:1 gegen den FC Scheidegg lief Bauer gar mit der legendären Nummer 10 auf dem Rücken in der Startelf auf. Ein Tor hat er zwar nicht gemacht, "aber er ist fußballerisch nicht gerade negativ aufgefallen", wie unabhängige Zeitzeugen bestätigten.
Neun-Minuten-Einsatz
Diesen Tag hat Tobias Fuchs (29) vermutlich bereits aus seinem Gedächtnis gestrichen. 63 Minuten waren gespielt, als ihn Trainer Martin Berkmann aufs Feld schickte. Seine Torgefährlichkeit sollte die Wende bringen, denn der FC Isny lag mit 2:3 gegen den FV Weiler zurück. Kurz darauf hatte er tatsächlich den Ausgleich per Kopf im Visier - aber traf aus bester Lage nicht. Gut traf er kurz darauf allerdings seinen Gegenspieler. Das Foul brachte ihm die Gelb-Rote Karte ein, nur neun Minuten nach seiner Einwechslung. Am Ergebnis änderte sich nichts mehr. Kleiner Trost: Nur drei Tage nach dem farbenfrohen Landesliga-Derby mit drei Platzverweisen und 15 gelben Karten erzielte Fuchs als Joker den 2:2-Endstand in Mochenwangen.
Feldspieler hält Elfmeter
Wie bekämpft man die Angst der Torwarts beim Elfmeter? Ganz einfach: Man beordert einen Feldspieler ins Tor. Weil im Pokalspiel gegen den TSV Röthenbach alle fünf gelernten Torhüter ausfielen, stellte sich eben Roland Bodenmiller beim SV Eglofs zwischen die Pfosten. Und weil er im Elfmeterschießen auch noch den entscheidenden Versuch von Michael Reich parierte, wurde er gleich zum Pokalhelden. Mit 6:5 zog Eglofs in die nächste Runde ein. Pechvogel Michael Reich weiß übrigens, wie sich sein Gegenüber gefühlt haben muss: Der Mittelfeldspieler zieht bei Hallenturnieren seit vielen Jahren das Torwarttrikot an und wurde bei der Post-Bier-Trophy in Weiler auch schon zum "Torhüter des Turniers" gewählt.
In 19 von 30 Spielen getroffen
Was haben der FC 07 Albstadt, der TSV Berg und der SV Rangendingen gemeinsam? Antwort: Es sind die einzigen Mannschaft der Landesliga Württemberg, gegen die Rene Cientanni kein einziges Tor erzielte. Gegen alle anderen 13 Mannschaften traf der 24-jährige Stürmer des FV Rot-Weiß Weiler mindestens einmal. Unterm Strich macht das 30 Tore an 32 Spieltagen. So oft war seit dem Aufstieg 1993 noch nie zuvor ein Stürmer der Rot-Weißen in der zweithöchsten Spielklasse Württembergs erfolgreich. Cientannis Torquote ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass er in 13 Spielen torlos war.
Aber wenn er getroffen hat, dann richtig: Der Knipser, dessen italienischer Nachname übersetzt übrigens "Hundert Jahre" heißt, erzielte unter anderem einen Fünferpack, einen Dreierpack und nicht weniger als sechs Doppelpacks. Und zumindest mit Berg und Rangendingen gibt es ja bald ein Wiedersehen.
Wenn die Luft schon raus ist
Nicht immer führen ungewöhnliche Maßnahmen auch zum erhofften Erfolg. Eine Spielvorbereitung der etwas anderen Art überlegte sich Fredy Huckenbeck. Der Trainer des TSV Heimenkirch ließ seine Kicker mit Fahrrad in den Nachbarort radeln, "um in Schwung zu kommen". Allerdings war beim Anpfiff die Luft schon raus. Heimenkirch wurde auf Gegners Platz regelrecht ausgebremst und verlor mit 1:3. Auch Lindenbergs Spielertrainer Nito Ferreiro versuchte es ein paar Wochen später mit besonderen Tricks.
Vor dem Duell mit Herbstmeister Amtzell traf sich seine Mannschaft etwas früher als sonst, um sich bei einer gemeinsamen Brotzeit mit Wurst und Käse den nötigen Appetit auf die drei Punkte zu holen. Doch auch das half nichts: Amtzell verputzte die Bergstädter mit 3:0.
Erster Ballkontakt, erstes Tor
Sein Name liest sich wie ein fußballerisches Gedicht: Felipe dos Santos. Das klingt nach großen Sport, nach Ballzauber und Hackentricks im Minutentakt. Und tatsächlich hätte der Einstieg des Brasilianers in die hiesige Fußballwelt nicht besser verlaufen können. Gleich mit seinem allerersten Ballkontakt erzielte der damals eingewechselte 17-Jährige am 1. Spieltag den 2:2-Endstand für den FC Scheidegg, der beim FV Rot-Weiß Weiler II in Unterzahl bereits aussichtslos mit 0:2 zurückgelegen hatte.
Und als sei es die normalste Sache der Welt, trabte er lässig in Richtung Mittelkreis, während ihn seine Teamkameraden vor Jubel schier erdrückten. Doch auch Felipe dos Santos konnte mit diesem Treffer nicht vermeiden, dass der FC Scheidegg in der Saison 2009/10 kein einziges Lokalderby in der Kreisliga A gewinnen konnte. Der klangvolle Name allein macht es eben auch hier noch lange nicht.
Verärgerter Torwächter
Wenn man 6:1 gewinnt und den 15. Sieg im 16. Saisonspiel einfährt, dann ist man eigentlich zufrieden. Dennoch hatte sich Michael Schmähl mächtig geärgert. Exakt 753 Minuten war der Torhüter des FC Wangen ohne Gegentor geblieben, ehe er beim Kantersieg gegen Bad Schussenried wieder hinter sich greifen musste. Und nicht nur das: Es war an jenem 29.
November das erste Gegentor überhaupt, dass der 24-Jährige aus dem Spiel heraus kassiert hatte. Bis dahin war das den Gegnern lediglich durch Freistöße und Elfmeter gelungen - sowie seinem Vordermann Benjamin Mähr (21) per Eigentor. Aller Ärger war aber längst verraucht, als die Wangener ein halbes Jahr später den Meisterschaftswimpel in der Landesliga in Empfang nehmen durften.
21 Spiele ohne Sieg
Damals war der Hamburger SV noch Tabellenführer, Horst Köhler noch Bundespräsident und in den Regalen der Supermärkte standen bereits die ersten Lebkuchen. Der 13. September 2009 ist für die Kicker des TSV Hergensweiler/Niederstaufen aber vor allem deshalb ein merkwürdiges Datum, weil sie an diesem Tag ihren letzten Sieg feiern durften. 1:0 in Meckenbeuren.
Platz 9 belegte die Elf von Trainer Hubert Scheurle nach diesem Spieltag. Mit dem Gewinnen war es anschließend aber nix mehr. 21 Spiele ohne Sieg, nur drei kümmerliche Pünktchen - trotz des Trainerwechsel zu Gerold Breuling rutschte die Spielgemeinschaft auf den letzten Tabellenplatz. Der Abstieg war nicht mehr zu vermeiden und stand bereits frühzeitig fest. "Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist", atmete Breuling nach dem Ende der Horrorsaison auf. Eine Etage tiefer soll nun ein Neuaufbau folgen. Der Trainer bleibt im Amt, der Großteil der Mannschaft zusammen. Und bald gibt es ja auch wieder die ersten Lebkuchen zu kaufen.
Elfmeter(ver)schießen
17,86 Quadratmeter beträgt die Fläche, in die das Spielgerät unterzubringen ist. Da sollte man meinen, dass das für einen gestandenen Fußballer nicht so schwer sein dürfte, wenn er unbedrängt aus elf Metern zum Schuss kommt. Wer da nicht trifft, hat es entweder mit den Nerven oder kommt aus England. Oder aber er spielt beim FC Sulzberg. Der Landesligist aus dem benachbarten Vorarlberg hat in der laufenden Saison schon sieben (!) Strafstöße vergeigt. Jeweils zweimal vergeblich angelaufen sind unter anderem auch Richard Koch (25) und Philipp Huber (28), die einst zusammen beim FV Rot-Weiß Weiler mit einer regelrechten Leichtfüßigkeit für die nötigen Tore gesorgt haben. Damit es mit dem anvisierten Aufstieg doch noch klappt, schießt mittlerweile Ingo Türr (31) die Elfmeter. Der hat genug Zeit, sich die richtige Ecke auszusuchen. Er ist Torhüter und kennt sich mit 17,86 Quadratmeter Flächen verdammt gut aus.
Fairer Hattrick für Weiler II
Es ist zwar ein Titel, von dem man sich nichts kaufen kann, der aber trotzdem bemerkenswert ist: Zum dritten Mal in Folge war der FV Rot-Weiß Weiler II die fairste Mannschaft in der Kreisliga A. In 26 Spielen gab es lediglich dreimal Gelb-Rot und 54 gelbe Karten. Die Elf von Trainer Joachim Knestel fuhr ihren "Titelhattrick" vor dem FC Lindenberg (2x Rot, 2x Gelb-Rot und 53x Gelb) ein. Mit dieser Bilanz wären sie in einer anderen Liga aber wohl als absolute Treter verschrien: In der Regionenliga der Frauen gab es in den bisher 17 Spieltagen erst 62 gelbe Karten - und zwar in der kompletten Liga. Es geht dort also vergleichsweise fair zu. Nicht umsonst wird immer noch von "Damenfußball" gesprochen. Lediglich eine einzige rote Karte gab es: Für Lucia Schweinberger vom SV Maierhöfen-Grünenbach wegen Handspiels auf der Torlinie. Fair geht eben vor.
Torgefährlicher Trickser aus Togo
Am ersten Spieltag durfte er nur zuschauen. 90 Minuten Reservebank. Denn es war kalt im Raiffeisenbank-Stadion in Weiler, und der Platz war aufgeweicht. "Das wollte ich ihm nicht antun", meinte Herbert Breher, dessen FC Wangen auch ohne den Neuzugang mit 2:0 gegen den FVW erfolgreich war. Doch es dauerte nicht mehr lang, bis Jean-Luc Perlas (19) spielen durfte. Und wie. Der schlaksige Togolose war nicht nur wegen seiner dunklen Hautfarbe ein absoluter Farbtupfer in der Landesliga. Obwohl seine langen Beine beinahe zerbrechlich wirken, spielte er die gegnerischen Abwehrreihen mit seinen atemberaubenden Tempodribblings reihenweise schwindlig. An zwei Dutzend Treffern war er unmittelbar beteiligt - und auch die Profis vom VfB Stuttgart narrte er bei dessen Gastspiel ein ums andere Mal.
Der ehemalige Jugendnationalspieler, dem anfangs Mitspieler Markus Hengge (22) mit seinem Schulfranzösisch als Übersetzer zur Seite stand, absolviert in Wangen eine Ausbildung zum Mechatroniker und wird dem FC auch nach dem Aufstieg in die Verbandsliga treu bleiben. Regen hin oder her.