Mitten im Drama um die europäische Schuldenkrise diskutierten Oberstufenschüler in Marktoberdorf kürzlich mit einem Politiker, der die Hintergründe aus nächster Nähe kennt: Der auch von Ostallgäuer Bürgern gewählte Europa-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) kam ans Gymnasium und sprach mit über 100 Elft- und Zwölftklässlern.
Dazu übermittelte uns das Gymnasium jetzt diesen Artikel, den Sozialkundelehrer Thorsten Krebs verfasst hat. Bei seinem Besuch zeigte sich der 46-jährige, gelernte Elektroingenieur Ferber, der seit 1994 im EU-Parlament ist, nicht nur als Insider, der aus der Politpraxis in Brüssel und Straßburg zu berichten weiß, sondern auch als lebendiger Erzähler, der das recht komplizierte Geflecht der Europäischen Union anekdotenreich entwirrte. Schon bald kam Ferber erwartungsgemäß auf die Euro-Krise zu sprechen.
'Vitales Interesse' am Euro
Die Schüler erfuhren, wie der Rettungsschirm EFSF funktioniert, warum eine 'Ansteckungsgefahr' für Länder wie Spanien, Portugal oder Italien besteht, falls die Griechen das Sparpaket und die damit verbundenen Reformen nicht umsetzen und warum Deutschland ein 'vitales Interesse' an einem
stabilen Euro hat: So würde eine Rückkehr zur harten D-Mark deutsche Produkte extrem verteuern und den Export schwächen – an der Schweiz mit ihrem starken Franken könne man das sehen, so Ferber.
Erpressbare EU?
Auf den Einwand eines Schülers, dass Griechenland die EU ja erpressen könne, weil man sich den Bankrott eines Mitgliedslandes gar nicht leisten kann, wenn man den Euro retten wolle, antwortete Ferber, dass ein ungeordneter Staatsbankrott für Griechenland noch desaströser wäre als die harten Spar- und Reformauflagen, die EU und Internationaler Währungsfonds den Griechen auferlegten. Deswegen sei er überzeugt, dass Griechenland den Reformweg mitgehe.
Ferber beschloss seinen Vortrag, in den sich die Schüler mit vielen Fragen und kritischen Anmerkungen einbrachten, mit einem klaren Bekenntnis zu Europa und dem Appell, sich weiter für 'dieses historisch einmalige und großartige Projekt' zu engagieren.
Voraussetzung für Frieden
Die europäische Integration sei geradezu eine Voraussetzung dafür, dass Demokratie, Menschenrechte, hohe soziale sowie Umweltstandards und vor allem Frieden unseren Kontinent prägen. Zudem seien, so Markus Ferber, im Zeitalter der Globalisierung nationale Interessen im Alleingang ohnehin nicht mehr durchsetzbar.