Corona-Krise, hohe Energiekosten, eine sich verfestigende Inflation, Klimawandel: Das Gastgewerbe geht durch unsichere Zeiten. Doch das ist noch nicht genug: Zu den eben genannten Punkten, kämpft die Branche seit Jahren mit einem teils heftigen Personalmangel. Arbeitskräfte - ganz zu schweigen von Fachkräften - sind für die Unternehmerinnen und Unternehmer immer schwieriger zu finden. Nach Einschätzungen des Branchenverbandes Dehoga fehlen bundesweit derzeit rund 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - in allen Bereichen.
Personalmangel im Allgäu ein Thema
Besonders macht sich dieser Mangel an Arbeitskräften im touristisch geprägten Allgäu bemerkbar. Das bestätigt auch der Dehoga-Kreisvorsitzende im Oberallgäu, Armin Hollweck. Die Nachfrage nach Fachkräften sei seit Jahren größer als das Angebot. Bereits vor der Corona-Pandemie habe sich der demografische Wandel in der Branche bemerkbar gemacht, so Hollweck. Allerdings habe die Corona-Krise die Situation nochmals verschärft. "Einige Kollegen sind in die Industrie oder in den Einzelhandel abgewandert, wo es keine Kurzarbeit gab", so der Oberallgäuer Kreisvorsitzende auf Anfrage von all-in.de.
Auswirkungen sind auch für die Gäste sichtbar
Die Gastgeber im Allgäu versuchen zwar auf die Arbeitskräfte-Krise zu reagieren, aber das funktioniert nicht immer. Laut Armin Hollweck optimieren die Unternehmer zwar stetig Arbeitsschritte, setzen verstärkt technische Hilfsmittel und branchenfremde Arbeitskräfte ein (dort wo es möglich ist), aber alle Lücken kann das Gastgewerbe dann doch nicht schließen. Immer wieder müssten Unternehmen deswegen Öffnungszeiten reduzieren oder einen weiteren Ruhetag einlegen, so Hollweck weiter. Auch gäbe es teilweise mehr Angebote in Buffet-Form und das nehme der Gast dann wahr.
Image der Branche verbessern und Hürden abbauen
Laut Hollweck setzt man im Allgäu mittlerweile auf eine Verbesserung des Images der Branche. Mit konkreten Konzepten und Kampagnen wollen sich die Unternehmen als Arbeitsgeber wieder attraktiver darstellen, als das in der Vergangenheit der Fall war. "Das Image, dass die Berufe in der Tourismusbranche schlecht bezahlt sind, stimmt nicht. Zum Grundlohn und den entsprechenden Zuschlägen für Abend- und Wochenenddienste kommt auch das Trinkgeld, das in der Gastronomie immer noch eine attraktive und steuerfreie Zusatzeinnahme ist. Auch die Arbeitszeiten bzw. Freizeitgestaltung hat sich deutlich verbessert", sagt Armin Hollweck.
Dehoga mit konkreten Forderungen an die Politik
Gleichzeitig fordert die Dehoga aber auch die Politik zum Handeln auf. Unter anderem will der Dachverband eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten im Rahmen einer Gesamtarbeitszeit erreichen, um die Branche als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Darüber hinaus fordert die Tourismusbranche auch einen Abbau der Bürokratie, eine Gleichwertigkeit von Ausbildung und Studium und weniger Hürden bei der Rekrutierung von Personal aus anderen Ländern. Das zum Beispiel durch ein schnelleres Visumsverfahren.
Allgäuer Tourismusbranche weiter motiviert
Trotz der negativen Auswirkungen, die der Personalmangel mit sich bringe, blieben die Allgäuer Gastgeber aber motiviert, so Hollweck zum Schluss. Immerhin arbeite man in der schönsten Branche der Welt und sorge für glückliche Momente für die Gäste - und das müsse man den potentiellen Mitarbeitern künftig noch deutlicher präsentieren.