Von Simone Schmid, Kaufbeuren - Tum, Tum, Turumtum Voller Konzentration trommelt Toninho dos Santos auf die beiden Instrumente. Immer schneller klopfen die Hände des Brasilianers, mit geschlossenen Augen wippt er, immer schneller und schneller, den Oberkörper im Takt. Die dicht gedrängte Menge vor ihm klatscht, jubelt, tobt, denn das Trommelsolo will selbst nach mehreren Minuten nicht enden. Jetzt, die letzten Takte und Schluss. Begeisterungsstürme brechen los, Toninho strahlt bis über beide Ohren, während seine Band bereits den nächsten Song anstimmt. Salsa-, Samba- und Reggaefans kommen hier in 'Ernestos Treff' jedenfalls voll auf ihre Kosten.
Je später der Abend Die Blue Night am Samstagabend, bei der sich rund 2000 Besucher auf zwölf Kneipen verteilen, bietet aber auch für andere Geschmäcker etwas: von Rock 'n' Roll, gepfeffert mit einem Hauch Country im 'Fifties' mit 'The Duetones', über Rock, Pop oder Jazz, der im 'Löwenkeller' von der Band 'Joey's Viewpoint' geschickt gemixt wird mit Rockklängen, bis hin zu Entertainment im 'Kaiser-Max-Café' mit Stefan Seyrer, der mit einen spaßigen Programm die Zuschauer zum Lachen bringt. Sogar eine Vorband hat die Gruppe 'Capone' dabei, die im 'Ringkeller' erst später für Stimmung sorgt. Die große Tanzfläche im 'Pic', dem Neuling der Blue Night, kann die Gruppe 'Rawheit' anfangs nicht füllen. Erst zur späteren Stunde tauen die Besucher auf und gehen auf die Beats so richtig ab. Handgemacht ist die Musik im 'River-Side'. 'Buzzoff' lassen Hits der Siebzigerjahre auferstehen, spielen in gemütlicher Atmosphäre aber auch Aktuelles. Den Musikstil, der ihnen am meisten zusagt, haben Melanie Götzfried und Sissy Jilg nach der vierten Station im 'El Greco' gefunden. Mit einem Drink in der Hand stehen die beiden Kaufbeurerinnen direkt vor den beiden Musikern aus Nürnberg. ''Smashed Potatoes' spielen einfach gute Musik, bei der man ausgelassen feiern kann', meint die 28-jährige Melanie. Auch ihre Freundin ist begeistert. 'Ich bin das erste Mal auf der Blue Night und total begeistert - besonders von den beiden hübschen Jungs.' Trotzdem wollen die beiden später noch in den 'Dicken Hund' gegenüber. 'Vorhin haben die keinen mehr reingelassen', erzählt Melanie. Bereits um Viertel nach Acht war die Kneipe am Spitaltor proppevoll. Ob es an der rockigen Musik von 'Wheep up' lag, oder einfach daran, dass die fünfköpfige Band aus Kaufbeuren kommt? Egel, den Besuchern gefällt die 'geniale Party', wie ein gut gelaunter Gast brüllt. Gute Laune pur gibt es auch in der Weinstube 'Platzl'. Mit Hits von 'Bon Jovi', BAP und anderen Rock-Klassikern trifft die Band 'Fort Knock X' beim Publikum voll ins Schwarze. Obwohl die Musik nicht unbedingt zu der behaglichen Einrichtung und dem gemütlichen Holzboden passt, grölen die Zuschauer mit dem Sänger, der auf einem Tisch den Überblick behält, um die Wette. Keine grölenden Gäste, dafür Musik, die unter die Haut geht, spielen 'Blues District' aus München im 'Uncle Satchmo's'. Passend zur Kelleratmosphäre erklingt eine Mundharmonika, bevor das Schlagzeuger ein Solo hinlegt. Start der Blue Night war in diesem Jahr schon um 19 Uhr. Und das nicht in den zwölf Kneipen, die mit von der Partie waren, sondern in einem viel spirituelleren Ambiente. Mit der Gospel Mass von Robert Ray eröffneten die 'Trinity Gospels' in der überfüllten Dreifaltigkeitskirche feierlich die Blue Night. Ein Gottesdienst der besonderen Art, bei dem Brot und Weintrauben gegessen, eine Pantomime gespielt und gebetet wurde, und das alles natürlich begleitet von viel Gesang.
Frauen, die Prosecco trinken Die Gospel-Messe verpasst, dafür fast keine Kneipe ausgelassen haben Silke Grosse und Yvonne Seibuth aus Marktoberdorf. 'Langsam merke ich den Alkohol, ich glaub, ich brauch jetzt ne gute Unterlage', meint die 24-jährige Silke zu ihrer Freundin. Wenn man in fast jedem Bistro ein Prosecco bestellt, hilft jetzt nur noch eine rote Bratwurst, mit der Yvonne schon herbeieilt. Vor dem Hirschkeller sorgt ein Würstlgrill mit bunten Lämpchen für beste Biergartenstimmung, die nach anfänglichem Regenschauer auch viele Besucher genießen. Aus den geöffneten Fenstern erklingt der Klassiker 'Sweet Home Alabama', den die Band 'Groovties' interpretiert. 'So, jetzt kann's weiter gehen', meint Silke Grosse und schon schlendern die beiden los in Richtung Zentrum. 'Mal sehen, wo wir unseren nächsten Prosecco trinken.'