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"Es ist wichtig, auch mal deutliche Takte zu reden"

Halblech

"Es ist wichtig, auch mal deutliche Takte zu reden"

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    "Es ist wichtig, auch mal deutliche Takte zu reden"
    "Es ist wichtig, auch mal deutliche Takte zu reden" Foto: johann gschwill

    Auch im Allgäu sind am Sonntag viele Tausend Katholiken zur Wahl ihres örtlichen Pfarrgemeinderats aufgerufen. Doch welche Aufgaben bringt dieses kirchliche Ehrenamt mit sich? Welche Möglichkeiten haben die Räte, wo stoßen sie an Grenzen? Antworten gibt Johann Gschwill aus Halblech (Ostallgäu). Das Interview führte Markus Raffler.

    Herr Gschwill, Sie sind Zweiter Bürgermeister, in Ihrer Partei engagiert, aktiver Musiker und Trachtler - und obendrein opfern Sie viel Zeit für den Pfarrgemeinderat. Warum?

    Gschwill: Weil ich von der Kirche überzeugt bin. Nur mit einer funktionierenden Kirche vor Ort bleibt der Glaube im Dorf erhalten. Und der ist gerade in der heutigen Zeit für viele Menschen eine wichtige Stütze.

    Sie sind mit Unterbrechungen seit acht Jahren dabei. Wofür haben sie sich in dieser Zeit stark gemacht?

    Gschwill: Gemeinsam haben wir unseren Pfarrer im pastoralen Dienst unterstützt, etwa bei der Seniorenbetreuung oder Krankenbesuchen. Hier sind wir Laien in Zeiten des Priestermangels so wichtig wie nie.

    Außerdem ist der Pfarrgemeinderat maßgeblich dafür verantwortlich, dass der kirchliche Jahreskreislauf mit Leben erfüllt wird, nicht nur an Ostern und Weihnachten. Ich glaube auch, dass es ohne uns nicht automatisch einen Nachfolger für unseren scheidenden Pfarrer gegeben hätte. Und dann wäre es steil bergab gegangen

    Wir beraten ja nicht nur, wir unterstützen auch

    Der Pfarrgemeinderat ist in erster Linie als Beratungsgremium für den örtlichen Geistlichen gedacht. Ist einem das manchmal nicht zu wenig?

    Gschwill: Wir beraten ja nicht nur, wir unterstützen auch. Und wir sagen durchaus, was wir wollen. Ob der jeweilige Pfarrer das annimmt, ist natürlich wieder eine andere Sache. Bei uns in Bayerniederhofen hat das immer gut funktioniert. Generell ist es wichtig, dass man auch mal deutliche Takte redet - auch in Richtung der Kirchenoberen, etwa was die Wertschätzung der Laienarbeit angeht. Nur so gelangen die Stimmen vor Ort auch einmal zum Bischof.

    Als Gemeinderat stellt man wichtige Weichen für seine Gemeinde, im Pfarrgemeinderat sieht das anders aus - auch was die Finanzen angeht. Als wie eng empfinden Sie diese Grenzen?

    Gschwill: Unser Spielraum hängt natürlich vor allem vom Pfarrer ab. Hier ist ein gutes Miteinander wichtig, etwa bei neuen Wegen in der Gestaltung von Gottesdiensten. Das gilt auch für die finanziellen Entscheidungen, bei denen der Kirchenvorstand nie über uns hinweggegangen ist - wir dürfen auch in diesem Punkt durchaus mitreden.

    "Mir fallen keine Frusterlebnisse ein"

    Keine Frusterlebnisse also?

    Gschwill: Nein, mir fallen eigentlich keine ein. Wobei es manchmal schwierig ist, wenn die Gläubigen etwas wollen, das der Bischof ablehnt, beispielsweise Taufen in kleinen Kapellen. Da muss man halt die Vorgaben akzeptieren, da hilft ein Dickschädel nur selten weiter.

    Nochmals zu den Finanzen. Wie geht man damit um, dass das Geld überall knapp wird - auch in den Pfarreien?

    Gschwill: Ich habe bislang nicht erlebt, dass Projekte wegen der Finanzen nicht verwirklicht wurden. Natürlich lassen sich nicht alle Wünsche umsetzen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass der Pfarrgemeinderat etwas bewegen kann. Gute Jugendarbeit etwa scheitert nicht am Geld. Was die Zukunft bringt, ist natürlich etwas anderes. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass das Pfarrbüro als zentrale Anlaufstelle vor Ort erhalten bleibt. Andernfalls würden bestimmt viele Gläubige abwandern.

    Auch bei uns gab es wegen der Pfarreiengemeinschaft Ängste

    Die Bildung von Pfarreiengemeinschaften hat viele Gläubige im Allgäu irritiert. Wie war das in Bayerniederhofen?

    Gschwill: Natürlich gab es auch bei uns anfangs viele Ängste, etwa was die Zahl der sonntäglichen Gottesdienste oder der Bergmessen angeht. Inzwischen hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Zentralisierung auch Vorteile haben kann, man muss es halt entsprechend ausgestalten. Die Alternative wären Kirchenschließungen, und die will niemand haben.

    War es schwierig, für die Wahl am Sonntag Kandidaten zu finden?

    Gschwill: Vereinzelt war etwas Überzeugungsarbeit nötig, aber es ging. Wir haben jetzt 16 Bewerber für zwölf Sitze. Gespannt bin ich auf die Wahlbeteiligung. Wir haben viel getrommelt im Vorfeld - mehr als maximal 20 Prozent wären aber nicht realistisch.

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