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"Es geht ums nackte Überleben"

Memmingen

"Es geht ums nackte Überleben"

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    Bei Dr.Joachim Geis hat sich viel Ärger über die Gesundheitspolitik aufgestaut. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie befürchtet, dass hoch qualifitierte Mediziner in den Ruin getrieben werden. "Es geht ums nackte Überleben", klagt der Memminger Arzt.

    Geis hat jetzt ein Treffen von über 50 schwäbischen Fachmedizinern in Buxheim mitorganisiert. Die Kollegen haben dabei eine weitreichende Entscheidung getroffen: Für bestimmte Leistungen muss der Patient bei ihnen ab sofort zahlen. Es sei denn, die jeweilige Krankenkasse hat die Übernahme der Kosten zuvor zugesichert.

    Grund für die Probleme der Fachärzte ist laut Geis eine Honorar-Umstellung. Sie würde bewirken, dass einige Fachmediziner Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent hinnehmen müssten. Nach der neuen Regelung bekommen die Ärzte für jeden Patienten nur noch einen bestimmten Euro-Betrag pro Abrechnungszeitraum. Wird diese Summe überschritten, gibt es kein weiteres Geld mehr.

    Zuvor hätten Mediziner mit besonders guter Ausbildung und hochwertiger Geräteausstattung mehr Geld für die Behandlung zur Verfügung gehabt als die übrigen Kollegen. "Die Verlierer sind die guten Ärzte", fasst Geis seinen Standpunkt zusammen.

    Der Fachmediziner nennt ein Beispiel, was die neue Situation für den Patienten konkret bedeuten kann: Früher habe jemand mit Knieproblemen ohne Zuzahlung eine Spritze bekommen, damit die Schmerzen nicht noch schlimmer werden. Nun müsse man den Patienten wohl zur Kasse bitten.

    Mit einem Forderungskatalog wollen die in Buxheim versammelten Ärzte jetzt Druck auf die politischen Entscheidungsträger ausüben. "Wenn wir so nicht weiterkommen, droht als nächste Maßnahme Kurzarbeit in den Arztpraxen. Das wäre ein Novum in Deutschland", betont Geis.

    Die Folgen eines solchen Schrittes wären nach Aussage des Memminger Arztes: Weniger medizinische Leistungen und längere Wartezeiten für die Patienten. Kurzarbeit wäre die Alternative, um Personalabbau oder einen Ärztestreik zu verhindern, so Geis weiter. Für den Facharzt ist ein Streik in jedem Fall der falsche Weg: "Damit treffen wir die Falschen. Wir würden so den Patienten instrumentalisieren."

    Viele Gespräche mit Patienten

    Die Patienten würden auf das Vorgehen der Ärzte mit Verständnis reagieren, sagt Geis. "Wir nehmen uns Zeit, um die Situation in Gesprächen zu erläutern."

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