Saisonstart: Erzgruben-Erlebniswelt eröffnet in Burgberg mit Schatz- und Eiersuche

26. April 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Christian Steinmüller

Glühende Hufeisen und "Edel"-Steine

Mit kräftigen Schlägen lässt Tobias den Hammer auf das glühende Eisen niedersausen. Hufschmied Franz Hiller dreht derweil den rot leuchtenden Metallstab, bis er sich halb rundet. Und schon ist das kleine Hufeisen so gut wie fertig.

Der zehnjährige Tobias aus hat seine Feuertaufe als Nachwuchsschmied bestanden. Mit ihm freut sich Bruder Oliver (8). Die Buben zählen zu den ersten Besuchern der Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten in diesem Jahr. An Ostern wurde bei sommerlichen Temperaturen die Saison mit Schauschmieden, Steineklopfen, Schatz- und Eiersuche eröffnet. Schon lange vor dem Einzug der "Grubi"-Führer und der orange gewandeten Knappen zogen vor allem Familien zum Burgberger Museumsdorf. Der siebenjährige Vinzenz aus Langenwang taucht zum ersten Mal in die Erlebniswelt ein und meint: "Das macht Spaß." Gerade gräbt er mit einer Plastikschaufel immer tiefer in einen Sandhügel und fördert kleine "Edel"-Steine des vergrabenen "Schatzes" zutage. "Da sind 100 Stück drin", weiß Markus (8) aus Freidorf, der den Sand mit den Händen auffächert.

Markus kennt sich aus. Er war schon öfter mit Opa Werner Hofmann (70) aus Burgberg da. Der gehört zu den ehrenamtlichen Helfern und kümmert sich heute um den Hochofen. Er trägt ein Hemd mit Kapuze, das der historischen Kleidung nachempfunden ist. Auf alten Abbildungen tragen die Bergleute immer einen anorakähnlichen Kittel, erzählt der frühere Elektroingenieur.

"Die Kapuze war wichtig, dass einem Wasser und Dreck nicht ins Genick laufen."

Über dem Po trägt der weißbärtige "Bergmann" eine Art Lendenschurz: das "Arschleder". Das heiße überall so, entschuldigt Hofmann den etwas derben Ausdruck. Das Leder diente zum Schutz von (verlängertem) Rücken und der Hose. Und wurde unter den Bergleuten zu einer Art Kultgegenstand. In Sachsen seien die gesäßschützenden Lederlappen immer länger geworden, bis die Bergleute darüber stolperten und sich einen Schlitz hineinmachten. "Das war der Vorläufer zum Frack", sagt Hofmann. Hat er da eben mit den Augen gezwinkert?

Ein paar Schritte oberhalb steht Gerhard Kreidler (68) und filmt die Szene. Der Stuttgarter hat eine Wohnung in Burgberg und stellt sich einen persönlichen Burgbergfilm zusammen. Er kommt gerne zu den Erzgruben, lobt den übersichtlichen Aufbau der Anlage, die geologischen Erläuterungen und die historische Schmiede. Dort haben sich Josef Singer und Sohn Gerhard (11) aus Argenbühl eingefunden. Singer, gelernter Schmied, schaut Franz Hiller am Amboss genau zu - und hat an der Arbeit des Kollegen aus Obermaiselstein nichts auszusetzen. Auch Gerhard darf den schweren Hammer schwingen, um ein kleines Hufeisen aus dem glühend geschmeidigen Eisen zu formen.