"Ein Verlust von etwa einem Liter Blut kann bei einem Erwachsenen bereits Lebensgefahr bedeuten", warnt das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Oberallgäu in einer Mitteilung. Viel dringender ist die Gefahr natürlich bei Kindern und Babys. Die haben wesentlich weniger Blut im Körper. "Bedrohliche Blutungen erkennt man daran, dass das Blut aus der Wunde spritzt oder in einem Schwall austritt", erklärt Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) im Kreisverband Oberallgäu. Auch wenn eine Wunde gar nicht mal so dramatisch aussieht, kann demnach Lebensgefahr bestehen, wenn es länger dauert, bis die Wunde versorgt ist, zum Beispiel bei Rinn- oder Sickerblutungen.
Was man als Laie tun kann, um starke Blutungen zu stoppen:
"Generell muss man bei stark oder lange blutenden Wunden schnell handeln, um die Blutungsquelle zum Stillstand zu bringen und einen gefährlichen Blutverlust zu vermeiden", so Schönmetzler. Hilfreich sind beispielsweise Einmalhandschuhe, falls vorhanden. Sie dienen dem Selbstschutz. Jede starke Blutung kann auch zu einem Schock führen. Sobald die Blutung gestoppt ist, sollten deswegen auch Maßnahmen zur Schockbekämpfung getroffen werden.
Erste Hilfe-Maßnahmen zur Blutstillung laut BRK:
- Bei starken Blutungen: Sofort den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 verständigen.
- Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte: Blutung stillen, so weit möglich.
- Die Blutstillung wenn möglich immer am liegenden Betroffenen durchführen
- Wenn sich die stark blutenden Wunden an Hand, Arm, Fuß oder Bein befinden, sollte die verletzte Extremität, sofern möglich, vom Patienten selbst oder durch einen Helfer hochgehalten werden. Damit schwächt man den Blutzufluss ab.
- Idealerweise sollte ein zweiter Helfer einen Druckverband anlegen.
Angst davor, etwas falsch zu machen? Unbegründet
"Ein Druckverband ist kein Hexenwerk", beruhigt Frank Schönmetzler. "Dazu muss man einfach eine möglichst keimfreie Wundauflage auf die Wunde legen", so der Experte. Im Notfall kann man auch ein sauberes T-Shirt oder Ähnliches verwenden, was gerade so zur Hand ist. Mit einer elastischen Mullbinde oder einem Tuch fixiert man die Wundauflage zwei- bis dreimal am Körper. ACHTUNG: Wirklich nur "leichten" Druck ausübern. "Auch wenn es Druckverband heißt, darf man dabei keinesfalls zu fest zuziehen, sonst drohen Gefäß- oder Nervenschäden", warnt das BRK. Danach legt man ein Druckpolster direkt auf den Bereich, unter dem sich die Wunde befindet. Als Druckpolster eignet sich zum Beispiel eine eine verpackte Mullbinde. Das Druckpolster wird mit der restlichen Mullbinde oder dem Tuch befestigt.
"Es darf zu keiner Schwellung oder Blaufärbung an den äußeren Extremitäten kommen und der Puls an Arm bzw. Fuß sollte zu jeder Zeit tastbar sein", betont Schönmetzler. ACHTUNG: "Am Hals darf kein Druckverband angelegt werden. Hier besteht die Gefahr, die Atmung oder den Blutfluss zum Gehirn lebensbedrohlich zu beeinträchtigen." Bei starken Blutungen an Kopf und Rumpf sollte möglichst keimfreies, weiches Material auf die Blutungsstelle gepresst werden, bis der Rettungsdienst die Behandlung übernimmt.
Erste Hilfe für die Psyche: Schockbehandlung
Wenn die Blutung nach den zur Verfügung stehenden Mitteln gesoppt ist, sollte man sich um den Patienten selbst kümmern. Erste Maßnahme gegen Schock: Die Beine hochlagern. Und dann spielt die richtige Betreuung eine Rolle. "Bleiben Sie bei der Person und sprechen Sie beruhigend mit ihr. Kontrollieren Sie regelmäßig Bewusstsein und Atmung. Sollten diese fehlen, muss bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herz-Lungen-Widerbelebung durchgeführt werden, also 30-mal Herzdruck im schnellen Rhythmus im Wechsel zweimal Atemspende", so Schönmetzler.
Erste-Hilfe-Kurs zur Auffrischung
Bei vielen Menschen ist der letzte Erste-Hilfe-Krs schon eine Weile her, teils viele Jahre seit dem Führerschein. Wer sich unsicher fühlt, dem legt Schönmetzler einen Erste-Hilfe-Kurs zur Auffrischung des Wissens ans Herz. "So weiß man im Ernstfall sofort, was zu tun ist und verliert keine wertvolle Zeit."