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Erste Ausgabe erschien, als im Bergwald noch Bären hausten

Immenstadt

Erste Ausgabe erschien, als im Bergwald noch Bären hausten

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    Vor 150 Jahren, im April 1859, ist die erste Ausgabe des Allgäuer Anzeigeblatts erschienen. Der Künstler Franz Xaver Glötzle hatte den Mut, für die damaligen Landgerichtsbezirke Sonthofen und Immenstadt eine Zeitung herauszugeben - und legte damit den Grundstein für eine lange, von vielen Höhen und Tiefen geprägte Geschichte.

    Seither hat sich freilich viel verändert. Allein manche Schlagzeilen von damals lassen einen heute staunen: In Immenstadt hielten zum Beispiel 1859 erstmals Petroleumlampen Einzug in den Häusern. In Oberstdorf wurde ein drei Zentner schwerer Bär geschossen. Doch nicht nur inhaltlich ist heute vieles anders als vor 150 Jahren. Die Technik hat sich rasant entwickelt - vom Druck mit einer Steindruckhandpresse bis zu den hochmodernen Druckmaschinen von heute. Und auch optisch unterlag die Zeitung stets dem Wandel: Seit Ende 1968 präsentiert sich das Allgäuer Anzeigeblatt im großen rheinischen Format mit respektablem Umfang, herausgegeben vom Verlag J. Eberl GmbH & Co. KG in Kooperation mit dem Allgäuer Zeitungsverlag.

    Und aus dem kleinen Verlag wurde eine Firmengruppe, die heut einer der größten Arbeitgeber im Städtle ist: Die Graphischen Betriebe Eberl GmbH wurden 1974 zu einem eigenständigen Unternehmen ausgegliedert. Die Dreamway GmbH ist seit zwölf Jahren der jüngste Spross, um im Markt der elektronischen Medien Position zu beziehen. Heute erwirtschaften über 200 Mitarbeiter im Medienhaus Eberl einen Gesamtumsatz von rund 30 Millionen Euro.

    Als Franz Xaver Glötzle vor 150 Jahren die erste Ausgabe der Zeitung herausbrachte, war eine Zeit des Umbruchs gekommen. Zuvor war das Oberallgäu eine abgeschlossene Landschaft, still und verträumt.

    Doch als 1853 die erste Eisenbahnlinie von Kempten nach Lindau eröffnet wurde und sich so die weite Welt erschloss, war das Rad der Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Glötzle war kein reicher Mann. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Gottesackermesner und Maler und wohnte in einem kleinen Haus beim Friedhof. In einer Ecke seines Zimmers stand eine einfache Steinpresse, auf der er unter anderem Postkarten druckte. Immenstadt hatte damals knapp 1500 Einwohner. Glötzle kam auf die Idee, eine Zeitung zu gründen und fand in dem "Rechtspraktikanten" Franz Offner einen Mitstreiter. Nächtelang saßen die beiden zusammen - der Verleger und der Redakteur - und arbeiteten an ihrem Plan. Sie sprachen bei Pfarrern und Bürgermeistern vor, bei Bauern und Handwerkern, um Abnehmer zu finden. Am Samstag, 2.

    April, flatterte schließlich die erste Nummer des "Wochenblatts" in die Haushalte. Doch schon bald musste Glötzle sein Vorhaben wieder beenden - die Leute konnten die handgeschriebenen Texte nur schwer lesen. Also machte Glötzle eine Ausbildung im Setzer- und Druckerhandwerk und wurde "Meister der schwarzen Kunst". Die Zukunft der Zeitung war gesichert.

    Heute erscheint das Allgäuer Anzeigeblatt in einer Auflage von rund 19000 Exemplaren und gilt als das wichtigste Informationsmedium im südlichen Oberallgäu. Was die Menschen bewegt, spiegelt sich seit 150 Jahren in den redaktionellen Beiträgen wieder. 205 Zusteller kümmern sich darum, dass die Zeitung jeden Tag pünktlich auf dem Frühstückstisch liegt.

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