"Erst wenn man selbst im Rollstuhl sitzt, weiß man, was das heißt", sagt Gisela Abt. Nach einem Unfall war die 61-Jährige eine Zeit lang auf das Gefährt angewiesen. Ihr größtes Problem: die Regenrillen in Oberstdorf. Immer wieder blieb sie mit dem Rollstuhl hängen, gerade die Fahrt durch den Kurpark habe sich als schwierig erwiesen. Áuch Veranstaltungen im - eigentlich behindertengerechten - Oberstdorf- Haus zu besuchen, gestaltete sich kompliziert. Denn eine unscheinbare Unebenheit im Eingangsbereich konnte sie nur mit Hilfe passieren.
Gisela Abt ist bei Weitem nicht die Einzige, die diese Probleme kennt: Laut Seniorenbeauftragter Annegret Hein nimmt der Anteil der Menschen mit Bewegungs- einschränkung stetig zu.
"Im Winter ist man oft gezwungen, auf der Straße zu laufen, weil die Gehwege teils nicht geräumt sind", kritisiert Ingeborg Fleischmann. Und im Sommer seien viele Gehsteige zugeparkt. Da bedauere sie nicht nur Senioren mit Rollator, sondern auch Mütter mit Kinderwagen. Zudem regt die 74-Jährige an: In Oberstdorf gebe es kaum öffentliche Toiletten - das sei für Senioren und Familien gleichermaßen schwierig.
Der 80-jährige Gerhard Bock erinnert sich gern an frühere Zeiten, als Oberstdorf noch nicht so verbaut gewesen sei. Sein Tipp: Damit Oberstdorf auch für Senioren attraktiv bleibt, sollte man das Augenmerk verstärkt auf die alten Gebäude im Ort legen.
Eine ganz andere Anregung haben Maria Hornik und Helmut Schiffer: Man müsse mehr junge Leute nach Oberstdorf holen. Nur die Jungen brächten neue Ideen mit - und das halte auch Senioren jung. Auch Lob bleibt nicht aus: Die 85-jährige Irmgard Scherhag etwa ist angetan vom Ortsbus sowie der Busanbindung in die Täler. Und vor allem sind die Oberstdorfer begeister vom intakten Vereinsleben und dem vielen Veranstaltungen im Ort.