Für Hans-Jürgen Abt und das Abt-Sportsline-Team könnte am Sonntag der Höhepunkt der Rennsport-Saison und ein Meilenstein in der über 100-jährigen Firmengeschichte markiert werden. Timo Scheider (30) geht als Führender der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) in Hockenheim an den Start und will nach 2008 seinen zweiten Meistertitel nach Kempten holen. Das wäre in diesem Jahr der dritte Triumph für das Haus Abt, das mit Christian und Daniel bereits zwei Champions stellt.
Es steht viel auf dem Spiel Beim letzten Test auf dem Kemptener ADAC-Fahrsicherheitszentrum gab sich Timo Scheider gestern Nachmittag zuversichtlich. Für ihn steht nämlich nicht nur der Meistertitel auf dem Spiel: "Wenn ich gewinne, heirate ich meine langjährige Lebensgefährtin Jasmin Rubatto."
Die Ausgangssituation Mercedes-Pilot Gary Paffett muss gewinnen oder Zweiter werden, um Audi noch einen Strich durch die Rechnung machen zu können. Bei einem Sieg des Briten benötigt Scheider einen fünften Platz zur erfolgreichen Titelverteidigung. Wird Paffett Zweiter, muss der Audi-Pilot mindestens Siebter werden. Bei allen anderen Konstellationen heißt der neue und alte Meister Timo Scheider.
Statistisches Auch das Zahlenwerk spricht für Scheider: Seit Audi in die DTM zurückgekehrt ist, gelang es noch keinem Fahrer bei einer Titelentscheidung in Hockenheim, den Tabellenführer abzufangen. Viermal in Folge startete ein Audi A4 DTM auf dem deutschen Grand Prix-Kurs zuletzt von der Pole Position, dreimal stellte Abt-Sportsline den Sieger.
Um was es noch geht Scheiders Markenkollege Mattias Ekström will am Sonntag alles geben, um seinen dritten Platz zu verteidigen: "Das letzte Saisonrennen ist immer etwas ganz Besonderes." Teamkollege Martin Tomczyk will auf Platz vier vorrücken und Katherine Legge will endlich Punkte einfahren: Tom Kristensen, der mit 42 Jahren älteste DTM-Pilot, will sich künftig ganz auf Sportwagen-Rennen konzentrieren; er bestreitet in Hockenheim sein letztes DTM-Rennen.
Daumendrücker I An der Bande wird auch Christian Abt stehen. Souverän hat der 42-Jährige am vergangenen Wochenende den Titel im ADAC GT Masters gewonnen: "Das war unglaublich, mein Handy hat einen ganzen Tag lang gesummt. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so viele Menschen kenne."
Daumendrücker II Christians Neffe Daniel Abt hat den Titel im ADAC-Formel-Masters gewonnen und durfte jetzt zur Belohnung in einen Formel-3-Wagen steigen. Schulterklopfen gab es vom Onkel: "Ich bin mir sicher, dass man noch viel von ihm hören wird." 2010 will der 17-Jährige erst sein Fachabitur ablegen und sich dann auf der Speed-Academy persönlich und fahrerisch weiterentwickeln.
Was kommt nach? Ob es in absehbarer Zeit wieder einen Allgäuer in der DTM zu sehen gibt, kann Hans-Jürgen Abt nicht entscheiden: "Die Fahrer sind alle bei Audi unter Vertrag." Einen Einsatz von Daniel im A4 oder R8 sieht er als zu früh an.
Das Erfolgsrezept "Bei uns zählt der Teamgeist. Ich denke, dass der Zusammenhalt in unserem Haus einzigartig ist", erklärt Hans-Jürgen Abt. Derzeit hat er 180 Mitarbeiter beschäftigt, davon 60 in der Motorsportabteilung.
Party-Vorbereitung Teamchef Hans-Jürgen Abt: "Nach dem Finale der DTM werden wir entscheiden, wie groß die Party in Kempten wird." Dann könnte auch Theresia Rehm dabei sein. Die 91-Jährige begleitet die Rennen von Enkel Christian und Urenkel Daniel sehr kritisch am Fernseher. Ihr Kommentar zum Erfolg von Christian Abt: "Wer in so einem Alter noch Rennen fährt, muss einfach gewinnen"