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Ersatzkanister wird man wohl füllen dürfen

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Ersatzkanister wird man wohl füllen dürfen

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    Von Johannes Schlecker Tannheimer Tal/Reutte - Eigentlich ist das Gelände der Tankstelle in Schattwald (Tannheimer Tal) relativ großzügig bemessen. Doch die Autoschlange, die sich an diesem Vormittag vor den Zapfsäulen gebildet hat, reicht fast bis auf die Straße. Mitten drin steht Erika Kuhn mit ihrem Auto. Ein bis zweimal im Monat setzt sich die Ostallgäuerin hinters Steuer und fährt ins benachbarte Österreich. Doch nicht etwa, weil sie die wunderschöne Landschaft nutzen will, um bei einer Wanderung in den Bergen neue Energie zu tanken. Nein. Erika Kuhn tankt Super. Ihre ständigen Begleiter: zwei Kanister mit einer Füllmenge von je zehn Litern. 'In Deutschland sind die Benzinpreise einfach unverschämt hoch. Da muss man sich halt anderweitig zu helfen wissen', sagt Kuhn, die mittlerweile die Zapfsäule erreicht hat. Die Ostallgäuerin ist bei weitem nicht die einzige Allgäuerin, die in Österreich auf Reserve tankt. Immer häufiger werden vor den Zapfsäulen Kanister in verschiedenen Größen ausgepackt. In vielen Baumärkten sind sie mittlerweile ein richtiger Verkaufsschlager. Im Angebot auch Kanister mit einer Füllmenge von bis zu 80 Litern. Nicht jeder Tankstellenkunde gibt daher so bereitwillig Auskunft wie Erika Kuhn. Einige Tankstellenkunden flüchten sogar, wenn sie auf die Benzinmenge angesprochen werden, die in ihren Kanister passen. Aber nicht nur im Ostallgäu decken sich immer mehr Autofahrer mit Kanistern ein. Auch viele Westallgäuer fahren extra nach Vorarlberg, um dort das günstigere Angebot zu nutzen und den einen oder anderen Liter zusätzlich zu tanken. Der kleine Umweg lohnt sich: Im österreichischen Grenzgebiet kostet der Liter Super-Benzin an diesem Tag durchschnittlich 1,19 Euro und ist damit um rund 20 Cent billiger als an den heimischen Tankstellen.

    Hinter Erika Kuhn hat sich ein weiteres Fahrzeug mit Ostallgäuer Kennzeichen eingereiht. Als der Wagen ein paar Minuten später immer noch keinen Meter vorangekommen ist, steigt der Fahrer aus und schüttelt verärgert mit dem Kopf. 'Das gibt' s doch gar nicht. Die braucht ja eine Ewigkeit da vorn'. Der Mann aus Wertach macht seinem Ärger Luft. 'Ich fahre zwar auch ab und zu hierher, weil es sich preislich wirklich lohnt.' Einen zusätzlich Kanister mitzubringen findet er aber übertrieben, sogar gefährlich. 'Bei dieser Hitze soviel Benzin im Kofferraum zu deponieren. Das kann sich doch so leicht entzünden', sagt er sichtlich empört, während der lange Auto-Korso sich vor ihm im Schritttempo weiterbewegt. Ein ähnliches Bild auch an einer Tankstelle in der Nähe des Grenztunnels bei Reutte (Tirol). Auch hier wird der Weg zur Zapfsäule zum Geduldsspiel. Doch das scheint dort niemanden zu stören. 'Ich komme hier alle zwei Wochen vorbei. Die Warterei bin ich mittlerweile gewohnt', erklärt Petra Groos aus Nesselwang. Vor ihr steht ein gelber Tankkanister. 'Mit dieser Reserve müsste es wieder ein Weilchen reichen'. Eine Zapfsäule weiter steht eine junge Frau aus Schongau, die gerade ihr Auto voll tankt. Kurz darauf holt sie zwei große Kanister aus dem Kofferraum - einen für 20 Liter und einen für zehn Liter Sprit. Dass insgesamt nur 20 Liter über die Grenze gebracht werden dürfen, scheint sie nicht weiter zu stören. 'Einen zusätzlichen Ersatzkanister wird man ja wohl noch befüllen dürfen'.

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