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Erneut muss ein Kleiner aufgeben

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Erneut muss ein Kleiner aufgeben

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    Waltenhofen (sir) - Wieder ein kleiner Lebensmittelladen weniger. Werner Neuwirth, der Anfang 2004 'S'Lädele' in Waltenhofen eröffnet hatte, muss sein Geschäft schließen - mangels Umsatz. Der 41-Jährige ist enttäuscht darüber, dass viele junge Familien überhaupt nichts bei ihm eingekauft hätten, sondern ausschließlich mit dem Auto die großen Supermärkte in Kempten ansteuerten. 'Wenn manche Familien wenigstens ab und zu bei mir gekauft hätten, dann hätte ich vermutlich den Laden nicht aufgeben müssen.' Jetzt sei seine Entscheidung unumkehrbar. Auch wenn die älteren Leute froh gewesen seien um den Laden zwischen Schlecker-Filiale und Bäcker. Nur das seien meistens allein stehende Personen, die nicht viel bräuchten und für maximal fünf bis zehn Euro eingekauft hätten - für Neuwirth zu wenig Umsatz, um eine vierköpfige Familie zu ernähren. Vor rund einem Jahr hat sich Werner Neuwirth deshalb um einen weiteren Verdienst bemüht und einen Paketversand mit angeboten. Das sei ganz gut gelaufen, 'aber satt wird man von diesem Zubrot auch nicht.' Das Angebot, bei ihm Druckerpatronen wieder auffüllen zu lassen, habe er bald wieder sausen lassen, weil die Nachfrage gleich Null gewesen sei. Auch mit einer Lotto-Annahmestelle habe er geliebäugelt. Schließlich gab es dieses Angebot vor etlichen Jahren im Ortskern. Aber er habe keine Lizenz bekommen. Die Erklärung sei eine Art Gebietsschutz für die Annahmestelle im nahe gelegenen Kaufmarkt Waltenhofen gewesen. Ganz nachvollziehbar ist das für den Waltenhofener nicht. 'Schließlich', so meint er, 'gibt es in Kempten fast an jeder Ecke eine Lotto-Annahmestelle.'

    Nicht mehr gewohnt Jetzt steht Werner Neuwirth in seinem kleinen Laden mit rund 30 Quadratmetern Verkaufsfläche und gibt auf die Restbestände saftige Nachlässe. Die letzte Kiste Äpfel hält er in Händen, die Käsetheke ist schon fast leer geräumt. 'Auch wenn der Laden dreimal so groß gewesen wäre, hätten die Leute nicht mehr bei mir eingekauft', glaubt der Familienvater. Die Leute im Ortskern seien es einfach nicht mehr gewohnt, zu Fuß zum Einkaufen zu gehen. Bäcker und Metzger hätten ihre Kundschaft, aber Zucker, Brot, Butter, Milch, Eier und Mehl, die besorgten sich die Leute woanders. Über elf Jahre war der gelernte Schreiner Neuwirth Angestellter im Einzelhandel bei einem Unternehmen in Rauns. Als die Firma verkauft wurde und ihm Arbeitslosigkeit drohte, machte er sich mit dem 'Lädele' im Ortszentrum selbstständig. Der Bedarf im Umkreis von Schule und Seniorenzentrum schien da zu sein. Bis fast ins Jahr 2000 hatte es dort, wo heute die Schlecker-Filiale ist, einen Lebensmittelladen gegeben. Werner Neuwirth hofft nun, dass er, obwohl schon über 40 Jahre, wieder eine Anstellung findet - 'vielleicht im Verkauf oder auch als Hausmeister'. Was freilich aus den Räumlichkeiten wird, weiß der Waltenhofener nicht. 'Vielleicht kommt irgendein Büro rein, ich denke nicht, dass es dort einen neuen Lebensmittelladen geben wird.' Der Beschluss des Gemeinderates, einem Investor die Möglichkeit zu eröffnen, gegenüber der evangelischen Kirche einen Supermarkt zu bauen, hat die Entscheidung von Werner Neuwirth nicht beeinflusst. Sein Entschluss, den Laden aufzugeben, sei schon vorher festgestanden.

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