"Wenn der Kleine hier hinfällt, ist es nicht schlimm, denn der Boden ist ja ganz weich", freuen sich Jessica und Andreas Otparlika und deuten auf den Weg, der mit Tausenden von Holzhackschnitzeln übersät ist. Deshalb, so berichten die Eltern von Sebastian (2) aus Kempten, gehen sie bereits den zweiten Tag in Folge hier spazieren. Tochter Vanessa (10) schwärmt vom nahe gelegenen Barfußweg und von den verschiedenen Schautafeln aus Holz, die einiges über die Geschichte des Moores und die heimische Tier- und Pflanzenwelt verraten. Auch Touristen, wie Familie Weimar aus Reutlingen, suchen das Abenteuer für alle Sinne auf dem Erlebnispfad. Immerhin liegt der Rundweg direkt an der B19 Richtung Immenstadt und führt auf 3,8 Kilometern Länge mitten durchs Werdensteiner Moos zwischen Martinszell, Eckarts und Seifen.
Nach neun Jahren Bauzeit ist der Moorlehrpfad jetzt offiziell eröffnet worden. Zur Einweihung des Kleinods schnürten Forstwirtschaftsminister Helmut Brunner, der Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser und zahlreiche Helfer des Gemeinschaftsprojekts ihre Wanderschuhe. Brunner lobte die Allgäuer Moorallianz als "schlagkräftiges Bündnis", in dem sich Verbände, Kommunen und Behörden gemeinsam für die Natur stark machen: "Moore sind unersetzliche Lebensräume und erfüllen wertvolle Aufgaben für den Hochwasser- und Klimaschutz", so der Minister. Das Werdensteiner Moos habe sich mit seinen zahlreichen Wasserflächen zum wertvollsten Libellen-Lebensraum im Oberallgäu entwickelt. Vom Aussterben bedrohte Arten wie etwa die Hochmoor-Mosaikjungfer hätten wieder ein Zuhause gefunden. Brunner sprach sich dafür aus, dass möglichst viele Schulklassen die elf Wegstationen und die Aussichtsplattform besuchen.
Kaiser freute sich, dass die Qualität der Tourismusregion Allgäu mit dem neuen Moorlehrpfad nochmals gesteigert werden konnte. Mit Blick auf die Schautafeln aus heimischem Weißtannenholz und die über 12000 Arbeitsstunden, die zahlreiche Ehrenamtliche seit 1983 im Zuge der Renaturierung geleistet hätten, versicherte Landschaftsarchitekt Michael Borth: "Alles, was man hier sieht, kommt zu hundert Prozent aus der Region."