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Erkältung und Grippe: Hochbetrieb in den Allgäuer Apotheken

Medizin

Erkältung und Grippe: Hochbetrieb in den Allgäuer Apotheken

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    Erkältung und Grippe: Hochbetrieb in den Allgäuer Apotheken
    Erkältung und Grippe: Hochbetrieb in den Allgäuer Apotheken Foto: Martina Diemand

    Schnupfen, Husten Heiserkeit - Erkältungen und Grippe plagen derzeit viele Menschen im Allgäu. Die meisten Krankenhäuser und Hausärzte schöpfen ihre Kapazitäten voll aus - mindestens genau so viel Arbeit haben momentan aber die Apotheker. Denn zu ihnen kommen die meisten Patienten noch bevor sie zum Arzt gehen.

    Eine blonde Frau steht am Tresen der Bahnhofs-Apotheke Kempten, die Nase rot, die Augen hinter den Brillengläsern verquollen. Neben ihr türmen sich bunte Tüten von Hustenbonbons in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Kräutertees. "Ich bekomme die Erkältung einfach nicht mehr weg", sagt sie verschnupft.

    Diesen Satz hat Anja Heckenberger in letzter Zeit oft gehört. "Jeder Zweite braucht was gegen Erkältung", sagt die Apothekerin. Richtige Grippe - also die Viruserkrankung Influenza - spiele dabei aber keine so große Rolle. Schnupfen, Halsschmerzen und starker Husten - das sind die Hauptprobleme, wie eigentlich jedes Jahr im Februar.

    "Aber dieses Jahr ist das alles untypisch", hat Heckenberger festgestellt. Die Krankheiten seien aggressiver und hartnäckiger. Es könne schon vorkommen, dass sich ein Husten über Wochen hinweg zieht oder dass man gleich mehrmals krank wird. Hat es einen erwischt, führt der Weg meist erst einmal in die Apotheke, sagt Heckenberger. Viele möchten nicht wegen Kleinigkeiten zum Arzt gehen. "Dennoch wollen Patienten ein bisschen betüdelt werden", sagt Anja Heckenberger und lacht.

    Die Wartezimmer sind voll

    Dafür hat Dr. Jakob Berger aus Meitingen, Vorsitzender des Schwäbischen Hausärzteverbandes, "leider nicht die Zeit". Sein Wartezimmer ist voll, etwa 50 Patienten mit Erkältungs- und Grippeanzeichen kommen jeden Tag zu ihm. Und tatsächlich hätte dieses Jahr extrem viele Menschen tatsächlich die "echte Grippe". Deshalb sieht der Arzt es kritisch, wenn der Patient statt zum Arzt in die Apotheke geht und dort Kombimittel kauft.

    Gerade für Menschen mit Herzproblemen können solche Präparate gefährlich werden. Besonders fiebersenkende Mittel oder gar Antibiotika hält er bei Grippe eher für schädlich als für heilsam. "Der Körper bekommt Fieber, um die Erreger zu bekämpfen. Das ist eine Schutzreaktion", erklärt er. Gerade bei Grippe sei Fieber deshalb sehr wichtig. Denn die Viren muss der Körper selbst bekämpfen. Antibiotika wirken nicht. Berger selbst empfiehlt lieber pflanzliche Medikamente. Und viel Ruhe.

    "Etwas Pflanzliches?"

    "Soll es etwas Pflanzliches sein?" Für die Apothekerin Anja Heckenberger und ihre Kolleginnen eine Standardfrage. Die erkältete Frau an der Verkaufstheke nickt. Sie bekommt ein Medikament mit Efeu-Extrakt gegen den Husten und eine Salzwasserlösung für die Nase. "Immer mehr Menschen fragen, ob es nicht auch ein natürliches Medikament für ihre Krankheit gibt", sagt Heckenberger.

    Auch sie hält nicht viel von "Chemiebomben". Sie gibt den Patienten auch Tipps für 'Omas Hausmittel' - für viele Menschen die beste und günstigste Medizin. Sieht ein Patient aber wirklich krank aus und hat schlimme Beschwerden, kann sie auch die Herausgabe eines Medikaments verweigern. "Die schicken wir dann zum Hausarzt oder ins Krankenhaus."

    In den Notaufnahmen der drei großen Allgäuer Kliniken in Kempten, Memmingen und Kaufbeuren geht es im Moment auch rund. 44 Patienten mit Grippeanzeichen sind dort in der vergangenen Woche registriert worden, sagt die Memminger Hygienefachkraft Carmen Peper. Mit einem Nasenabstrich prüfen die Ärzte, ob der Patient den Influenza-Virus hat.

    Das Ergebnis: drei Menschen hatten tatsächlich Grippe. In Kempten kommen im Schnitt zwei bis fünf Patienten pro Woche mit einer echten Grippe in die Notaufnahme - "der normale Zustand um diese Zeit", sagt Pressesprecherin Christine Rumbucher.

    Lindenberg im Westallgäu hat die Grippewelle bislang noch nicht erreicht. "Wir haben im Moment keinen Influenza-Patienten", sagt Dr. Martin Hessz, Chefarzt der Inneren Medizin. Dafür seien die Erkältungen heuer sehr heftig - vor allem ältere und schwache Menschen litten unter Lungenentzündungen.

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