FCK-Neuzugang Harald Ebner bezwang mit Vestenbergsgreuth 1994 den FC Bayern. Von unserem Mitarbeiter Michael Dumler Börwang Nein, in Jubel brach Harald Ebner vergangene Woche nicht aus, als der 'FC Hollywood', alias FC Bayern München, gegen die viertklassigen Fußballer des 1. FC Magdeburg im DFB-Pokal kläglich ausschied. Aber das euphorische Gefühl, das die Magdeburger an diesem Abend auskosteten, hat der Neuzugang des FC Kempten vor sechs Jahren, am 14. August 1994, selbst erlebt. Damals spielte er in den Reihen des damaligen Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth und hievte mit seinen Kollegen im Nürnberger Frankenstadion zur Überraschung aller Matthäus & Co. aus dem Liga-Pokal. 'Der 1:0-Sieg vor 30 000 Zuschauern war ein Riesenerlebnis', erinnert sich der 36-jährige Hauptschullehrer.
Kein typischer Fan
'Ich bin nicht der typische Fußball-Fan', gesteht Harald Ebner. Im Laufe seiner langen Fußballer-Karriere haben sich die Emotionen für die Profi-Kicker egal welcher Vereinsfarbe merklich abgekühlt. 'Ich sehe mir Fußballspiele im Fernsehen eher emotionslos an, bin interessiert, aber will in erster Linie ein ansehnliches Spiel erleben.' Emotionslos als Zuschauer, aber auf dem Spielfeld geht bei dem offensiven Mittelfeldspieler trotz seiner 36 Lenze immer noch die Post ab. Davon durften sich die FCK-Fans bei seinem Debüt gegen den FC Bayern Hof (0:0) überzeugen.
1999 verschlug es den Mittelfranken Harald Ebner nach seiner Referendarzeit beruflich an die Schule in Legau. Mit Freundin Heike, die in Kempten als Lehrerin arbeitet, hat er sich seitdem in Börwang eingerichtet. Fußballerisches Neuland betrat der 36-Jährige, der zuletzt drei Jahre für den Bayernligisten Sp Vgg Stegaurach spielte, in Kempten allerdings nicht. Seine neuen Kameraden vom FC Kempten kennt er schon über ein Jahr. Obwohl bei der Konkurrenz unter Vertrag durfte er unter der Obhut von FCK-Trainer Peter Christl regelmäßig mittrainieren.
'Ich habe mich hier gleich heimisch gefühlt', verrät der 36-Jährige, der sich als 'bodenständiger Spieler' sieht. Für Ebner muss nicht nur die Chemie auf dem Rasen, sondern auch hinter den Kulissen stimmen. Und deshalb geht ihm das Desaster seines Ex-Vereins, der in argen finanziellen Nöten steckt, kräftig an die Nieren. Nach der Auflösung der ersten Mannschaft versucht die Sp Vgg Stegaurach mit der 'Zweiten' die Bayernliga-Saison 'anständig' zu Ende zu spielen.
Beim Vf L Ehingen (Jugend und Senioren) ging Harald Ebner in die fußballerische Lehre. Danach spielte er zehn Jahre im offensiven Mittelfeld bei der Sp Vgg Fürth. 'Alle Höhen und Tiefen' erlebte er in dieser Zeit. Von Pokalerfolgen (darunter der 3:1-Sieg über Borussia Dortmund) bis hin zur 'Odyssee in der Landesliga'. Viermal avancierte er zum Fürther Torschützenkönig. Von 1994 bis 1996 kickte er für den TSV Vestenbergsgreuth. 1996 fusionierten die Sp Vgg Fürth und der TSV Vestenbergsgreuth zur Sp Vgg Greuther Fürth.
'Wir haben damals in der Regionalliga eigentlich unter Voll-Profi-Bedingungen trainiert', erinnert sich Ebner. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga war von den Verantwortlichen fest eingeplant. Als Zweiter hinter dem 'Club' schafften es die Mannen um Trainer Armin Veh als Sp Vgg Greuther Fürth dann auch. Doch Ebner verabschiedete sich in Richtung Sp Vgg Stegaurach, deren Trainer, Ex-Profi Norbert Schlegel (Hertha BSC Berlin, 1. FC Nürnberg), er gut kannte. Ausgerechnet im ersten Jahr erlitt er hier die einzige schwere Verletzung (Kreuzbandriss) in seiner Karriere.
Einige Profi-Angebote
'Ich wollte nie vom Fußball abhängig sein', erzählt Ebner. Einige Angebote aus dem Profilager wären da gewesen. 'Ich wollte aber immer einen Beruf als Sicherheit in der Hinterhand.' So zog er sein Lehrerstudium (Hauptfach Sport) durch und spielte nebenbei in der höchsten Amateurliga. Verpassten Chancen trauert er nicht nach. Beim FC Kempten will er nächstes Jahr seine Laufbahn beenden und mithelfen, den Klassenerhalt rechtzeitig unter Dach und Fach zu bringen. 'Eventuell mache ich später noch eine Trainerausbildung', verrät der gebürtige Franke.