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Ergreifende Arien

Schwangau

Ergreifende Arien

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    Die ersten beiden Konzertabende auf Schloss Neuschwanstein gehörten Nuria Rial. Die in Spanien geborene und in Basel lebende Sopranistin drückte dem Festival-Auftakt am Samstag (mit Wiederholung am Sonntag) mit ihrer großartigen Stimme den Stempel auf. Das Münchener Kammerorchester musste notgedrungen die zweite Geige spielen.

    Nicht dass an diesem Ensemble etwas auszusetzen wäre. Die zwei Dutzend Musikerinnen und Musiker wirken wie ein verschworenes Kollektiv. Es musiziert ohne Dirigenten und wird vom Konzertmeister an der ersten Geige, Daniel Giglberger, geleitet. Doch scheinen alle den gleichen Atem, den gleichen Puls zu fühlen, so homogen und stimmlich ausgewogen präsentierte es die vier Werke des Abends. Die zupackende, federnde, musikantisch wirkende Spielfreude ist das, was den renommierten Klangkörper aus der Landeshauptstadt vor allem auszeichnet. Besonders schön zu erleben beim Auftakt, Carl Philipp Emanuel Bachs Sinfonie Nr. 1 in G-Dur, sowie zum Finale des Abends, Joseph Martin Kraus Sinfonie c-Moll. Zwei unbekannte Orchesterwerke der Frühklassik, die allemal hörenswert sind, auch wenn sie nicht an die Qualität der Meister Mozart oder Haydn heranreichen.

    Dazwischen, bei Opernausschnitten von Georg Friedrich Händel und Henry Purcell, leuchtete der Stern von Nuria Rial. Sowohl die schlanke, warme Stimme als auch das Auftreten der 35-Jährigen strahlen eine umwerfende Natürlichkeit und Authentizität aus. Nichts Divenhaftes, nichts Aufgesetztes, nichts Gespreiztes ist ihr eigen. Wenn die Barockspezialistin singt, scheint sie ganz eins mit Musik und Text zu sein und erreicht dadurch einen besonders intensiven Ausdruck.

    Bestens mit Orchester verzahnt

    So geraten die Arien aus Georg Friedrich Händels Opern "Julius Caesar" und Lotario" zu ergreifenden Gesängen von Liebe, Sehnsucht und Tod. Überaus fesselnd das Largo "Vadoro, pupille" (Ich lieb euch, ihr Augen), in dem sie als Cleopatra den angebeteten Caesar für sich zu gewinnen sucht.

    Die 500 Besucher im Sängersaal des Schlosses waren bezaubert und spendeten lang anhaltenden Applaus. Als Zugabe erhielten sie eine Arie aus einer Händel-Kantate - übrigens auch hier verzahnte sich Rial bestens mit dem Münchener Kammerorchester.

    Man wird noch viel von Nuria Rial, die 2009 einen der renommierten "Echo-Klassik-Preise" gewann, hören. Die Festival-Organisatoren um Wolfgang Kühnl haben gut darin getan, sie jetzt zu verpflichten - zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch bezahlbar sei, wie Kühnl sagt. Der Bayerische Rundfunk ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und zeichnete das Konzert auf.

    Weiter geht es am heutigen Montagabend mit einem Konzert des Münchener Kammerorchesters. Allerdings ist es genauso ausverkauft wie alle anderen Schlosskonzerte auf Neuschwanstein.

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