Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Er wusste, er kommt nicht mehr zurück

Allgäu

Er wusste, er kommt nicht mehr zurück

    • |
    • |

    Weitnau (ml). - Heuer hat Else Matthes aus Weitnau die Vergangenheit eingeholt. Am Großglockner-Gletscher waren wegen der hohen Temperaturen Teile eines Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt worden. Für Else Matthes ein besonderes Ereignis: Ihr Onkel Josef Recke aus Seltmans (Oberallgäu) war am 17. März 1944 an Bord, als die Maschine abstürzte und kam bei dem Unglück um. Der 23-jährige Soldat, der erst kurz zuvor Pilot geworden war, hatte vor Beginn des Flugs noch sein Testament auf einem abgerissenen Stück Papier gemacht. 'Das war ein unfassbarer Schicksalsschlag für unsere Familie', erzählt Matthes. Der beste Freund ihres Onkels berichtete dem damals 14-jährigen Mädchen und ihrer Großmutter vom Tod Reckes. Auf dem Flug sollte einer der sechs Insassen, ein Flugschüler, seine letzte Flugstunde vor der Pilotenprüfung absolvieren. Die anderen Passagiere hatten erst kurz zuvor ihre Ausbildung hinter dem Steuerknüppel beendet. Zu den frisch gebackenen Piloten gehörte an diesem Tag auch Josef Recke, der zuvor als Flugzeugmechaniker beim Bodenpersonal gearbeitet hatte.

    Ihm war aufgefallen, dass die Maschine nicht ganz in Ordnung war, erinnert sich Matthes an den Bericht des Freundes. Ihr Onkel habe geahnt, dass dies sein letzter Flug sein würde, sagt sie. 'Wir kommen nicht mehr lebend zurück', hatte er seinem Freund vor dem Start anvertraut. Recke hinterließ auf einem abgerissenen Stück Papier die Worte 'Alle meine Sachen gehören meiner Mutter' als Testament, bevor er in die Maschine stieg. Kurz vor dem Absturz im Großglockner-Massiv hatte das Flugzeug noch die Vereisung der Tragflächen gemeldet, dann brach der Kontakt ab, sagt die inzwischen 74-jährige Matthes. Am 17. Juni 1944 waren die Toten im Gletscher geborgen und am 17. Juli 1944 in Landeck (Tirol) begraben worden. Die Familie wurde erst nach der Beerdigung benachrichtigt, erzählt Matthes. 'Was geht in einem Menschen vor, der weiß, er geht in den Tod?', fragt sie sich. Der Fund der Unglücksmaschine, die heuer teilweise freigelegt wurde, habe in ihr nach so vielen Jahren alles wieder aufgewühlt. 'Ich will berichten, was damals passiert ist. Schließlich bin ich von den Familienmitgliedern, denen man die Ereignisse erzählt hat, die Einzige, die noch am Leben ist.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden