Immenstadt (wow). - In Immenstadt geht eine Ära zu Ende. Nach 27-jährigem Wirken als Schulleiter verlässt der Gründungsdirektor des Immenstädter Gymnasiums, Oberstudiendirektor Georg Rinderle, seine Schule und geht in den Ruhestand. Eine Welle herzlicher Sympathie schlug Georg Rinderle schon zu Beginn der Feier in der Aula des Gymnasiums entgegen.'Venit, vidit, vincit discessit.' Mit dieser abgewandelten und erweiterten Meldung Cäsars fasste der stellvertretende Schulleiter Harry Hartmann das Wirken seines Chefs und sein Ausscheiden aus dem Dienst zusammen: 'Er kam, sah, siegte und schied.'
Glücksgriff getan 'Immenstadt hat einen Glücksgriff getan', beurteilte Bürgermeister Gerd Bischoff auf das Jahr 1978 zurückblickend die damalige Entscheidung des Kultusministeriums, dem jungen Pädagogen Georg Rinderle den Aufbau des ganz neuen Gymnasiums anzuvertrauen. Vorläufer der Schule war das unter kirchlicher Leitung stehende Progymnasium. Die Startbedingungen waren nicht einfach, erinnerte sich der Gemeindechef. Das Schulhaus befand sich im Bau. Das Gymnasium war gastweise in der Realschule Maria Stern und in der Grundschule Stein untergebracht. Es gab auch Bürger, die ein Gymnasium nicht für notwendig erachteten. Mit zwei Angaben verdeutlichte Bischoff die 'imponierende Aufwärtsentwicklung' der Schule unter der Ägide Rinderles: Im September 1978 besuchten 277 Schülerinnen und Schüler das neue Gymnasium, heute sind es 738. Der Startschuss zum Aufbau einer gymnasialen Oberstufe fiel 1988. Nach 50 Jahren Pause war es 1992 erstmalig wieder möglich, in Immenstadt das Abitur abzulegen. 1999 kam der Schulversuch 'Europäisches Gymnasium' hinzu. 2003 erfolgte die Erweiterung um einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug. 'Georg Rinderle ist nicht nur ein Pädagoge und Verwaltungsfachmann von überragender Kompetenz, sondern auch ein Mensch mit Bescheidenheit und Herzenswärme', befand der Bürgermeister.
'Er ist einmalig!' Die Wertschätzung für die Person des Direktors leuchtete in allen Grußworten auf. Georg Rinderle hatte für seine Mitmenschen 'keine Termine, sondern Zeit' und war ein 'guter Lehrer', urteilte Personalrat Gerhard Dick. 'Menschlich und angenehm' war das Verhältnis zum Elternbeirat, bekannte der Vorsitzende Thomas Dietmann. 'Keiner ist auch nur ansatzweise froh, dass Sie gehen', wandte sich die stellvertretende Landrätin Susanne Steinhilber direkt an Rinderle. 'Er ist einmalig', resümierten die Schülersprecher. Zur Freude aller Gäste leitete die 'komplette' Familie Kerber - ein seltenes Ereignis! - mit einer Stubenmusik den Festabend ein. Mut und Können bewiesen der Lehrerchor unter Leitung von Heike Glinka mit einem achtstimmigen Satz von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Katja und Achim Rinderle machten ihrem überraschten Vater in einem Vortrag voller Witz das Pensionärsdasein schmackhaft. 'So viel Lob und Zuspruch, ich bin gerührt', bekannte der Geehrte. Er antwortete mit einer geschliffenen ernst-humorvollen Abschiedsrede. 'Erfolg ist die Kunst, Fehler zu machen, die keiner merkt', parierte er mit Humor das reichliche Lob. Zwerchfellerschütternd war sein Bekenntnis, dass der Umgang mit jungen Menschen ihm gut getan habe. Denn dieser Kontakt habe der 'schleichenden Vergreisung' entgegengewirkt. Schließlich folgte ein Rat an alle Kollegen: 'In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.'