Er ist ständig unterwegs - von Spanien geht es weiter nach China, in Amerika startet der Flieger Richtung Philippinen. "Und trotzdem spürt man bei Ihnen immer die innere Ruhe und Ausgeglichenheit, basierend auf einer tiefen Religiosität und Gottverbundenheit und unterstützt durch die benediktinischen Regeln", so Bad Grönenbachs Bürgermeister Bernhard Kerler über Abtprimas Dr. Notker Wolf. Diesen hat er am Freitagabend für "die Treue zu seiner Heimatgemeinde und in Anerkennung seines weltweiten, segensreichen Wirkens" vor rund 350 Gästen zum Ehrenbürger des Marktes ernannt. Der Festakt war gleichzeitig Auftakt zur Jubiläumsfeier "525 Jahre Marktrecht in Bad Grönenbach" (siehe Artikel unten).
In allem, was er tut, sei Abtprimas Wolf "einer von uns, ein Bad Grönenbacher, geblieben", so Kerler. Firmungen, Taufen, Klassentreffen, Hochzeiten: "Sie nehmen sich Zeit für uns, sind nicht aus der Art geschlagen und haben die Wurzeln nicht durchtrennt." Für viele sei er bis heute einfach "der Werner" geblieben - bescheiden, humorvoll und demütig, sagte Kerler.
"Es ist ein Privileg, Grönenbacher zu sein"
In Bad Grönenbach, seiner "geliebten Heimatgemeinde", sei sein "Wertegefühl gelegt" worden; dort habe er gelernt, Freude am Leben zu haben, sagte Wolf. Für den 70-Jährigen ist es "ein Privileg, Grönenbacher zu sein".
In seinem Vortrag "Ethische Werte - die Basis für Wirtschaft und Gesellschaft" betonte der Abtprimas die Bedeutung bestimmter Werte als Orientierung im Leben. Er sprach von einer "Prothesen-Gesellschaft", einer Gesellschaft, die auf natürlichem Wege nicht mehr funktioniere. Als Beispiel nannte er die Mehr-Generationen-Familie, die unter einem Dach zusammenlebt und sich unterstützt. Sie werde heute durch die Pflegeversicherung ersetzt. Werte haben laut Wolf nur dann eine Zukunft, "wenn sie durch Menschen, durch Vorbilder, verkörpert werden". Und aus dieser Pflicht könne er niemanden entlassen. "Wir dürfen junge Menschen nicht enttäuschen, dürfen keine Negativ-Beispiele setzen", so der Referent.
Kaum dass der offizielle Teil der Veranstaltung beendet war, sammelte sich eine riesige Menschentraube um den Stand des Eine-Welt-Ladens: Dort gab es Bücher des Abtprimas zu kaufen. Bereits nach einer halben Stunde waren mehr als 50 Exemplare verkauft - ein jedes wurde auf Wunsch von Wolf mit einer persönlichen Widmung versehen.
Der Kosmopolit kommt immer wieder gerne heim
Landrat Hans-Joachim Weirather nannte den neuen Ehrenbürger einen Kosmopoliten", der in der ganzen Welt zuhause sei. Das kann die Schwester des Geehrten, Rita Wolf, bestätigen. Dennoch sehen sich die Bad Grönenbacherin und ihr Bruder mehrmals im Jahr, sagt sie. Besonders entspannend sind laut Rita Wolf die gemeinsamen Urlaube in Südtirol: "Das braucht er manchmal, um so richtig abschalten zu können."