Von Stephan Schöttl Jengen/Kaufbeuren Es ist frühmorgens, 2.45 Uhr. Bei Thomas Stottrop klingelt der Wecker. Zum wach werden bleibt dem Jengener wenig Zeit. Um vier Uhr ist bereits Dienstbeginn im Sendezentrum des Bayerischen Rundfunks in München. Der 42-Jährige arbeitet dort als verantwortlicher Ressortleiter für die 'Morning Show' des Radiosenders Bayern 3.
Dass er einmal diesen Weg einschlagen würde, war bereits im Kindesalter klar. 'Ich habe mit meinem ersten Kassetten-Rekorder Radio gespielt', erzählt er. Mit der Zeit wurde die Professionalität größer: Stottrop legte sich sein erstes großes Mischpult zu, gab bei Geburtstagsfeiern und Feten den Ton an und war in Kaufbeuren als DJ in den ehemaligen Tanzlokalen 'Aragon' und 'New York' tätig.
Doch dann kam zunächst alles ganz anders: 'Ich habe eine kaufmännische Lehre bei der IHK in München gemacht. Aber mir wurde schnell klar, dass das überhaupt nicht meine Welt ist', sagt er.
'Kaum aufgeregt'
Mitte der 80er Jahre, der Geburtsstunde des privaten Rundfunks, war Stottrop zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In Kaufbeuren ging die 'Neue Welle Ostallgäu' auf Sendung, einer der ersten Lokalsender in Deutschland. Am einem Dienstagmittag bekam Thomas Stottrop ein Angebot, dort eine Sendung zu moderieren.
Keine zehn Stunden später saß er bereits im Studio hinter dem Mikrofon. 'Damals war mir aber noch gar nicht so bewusst, was da gerade passiert. Daher war ich kaum aufgeregt', sagt Stottrop.
Kurzer Ausflug zum Fernsehen
Es folgten das Volontariat und viele Nachrichten-, Redakteurs- und Moderatorenjahre bei Radio 7 in Ulm. 'Schließlich habe ich mir eingebildet, Fernsehen sei viel besser', sagt der 42-Jährige. Doch der Ausflug auf die Bildschirme endete schnell. 'Spontaneität war da überhaupt nicht möglich', erklärt der Jengener. Er ging zurück zum Radio, war Chef vom Dienst beim Mantelprogramm der bayerischen Lokalsender. 1999 schließlich wechselte Stottrop zum Bayerischen Rundfunk.
Der 'Aktuell-Chef'
Dort ist er seitdem verantwortlich für die Sendung, mit der jeden Morgen zig Hörer im ganzen Freistaat wach werden: die 'Morning Show'. Als so genannter Aktuell-Chef, also Ressortleiter, ist er der Mann im Hintergrund. 'Was Manuel Andrack für Harald Schmidt ist, bin ich für unseren Moderator Markus Othmer', sagt er.
Inzwischen haben die Macher der Sendung den Moderatoren weibliche Pendants gegenüber gestellt. Aber Stottrop ist nicht minder wichtig für den geregelten Ablauf der Radioshow. Er sammelt Infos, telefoniert mit Hörern, ist jeweils einmal pro Stunde mit aktuellen Nachrichten zu hören und bastelt an so genannten Teasern, den Hinweisen auf andere Programmteile.
'Die Sendung ist jeden Morgen wieder eine Wundertüte', erklärt der 42-Jährige. Auch wenn sie um 9 Uhr vorbei ist, hat Stottrop noch lange nicht Feierabend.
Aber er kann dann zumindest den ersten Kaffee in Ruhe genießen und dabei durchatmen. Ein Ritual darf an keinem Vormittag fehlen: Die Partie am Tischkicker gegen seinen Kollegen Othmer. 'Das ist die wichtigste Entspannungsübung', scherzt der Ostallgäuer. Wer gewinnt, sei dabei 'abhängig von der Tagesform'.
Eine Besonderheit zeichnet Thomas Stottrop im Bayern 3-Haus aus: sein Allgäuer Dialekt. Den lässt er nämlich auch während der Sendung gern immer mal wieder hören.
Stottrop sagt dazu: 'Warum sollte man keine Sprachfärbung hören dürfen? Das ist typisch für Bayern und macht die Sendung persönlicher. Den Hörern soll dadurch vermittelt werden, dass wir mit ihnen quasi am Frühstückstisch sitzen.'