Kempten | li | Für Ingrid Müller zählt Fürstabt Rupert von Bodman zu den herausragenden Regenten des Stifts Kempten. Die Kreisheimatpflegerin erinnerte kürzlich zusammen mit Graf Wilderich von Bodman an den barocken Fürsten: "Er gab der Stiftsstadt ein Gesicht und hat in Kempten vielfältige Spuren hinterlassen. Dazu gehören das Kornhaus, die Stiftsmälzerei und die Stiftsapotheke."
Rupert von Bodman wurde 1646 in Steißlingen als Johann Sigmund getauft. Beim Eintritt in den Adelskonvent in Kempten nahm er den Namen Rupert an. Er studierte in Straßburg, Salzburg und Padua und kehrte 1669 zurück ins Allgäu. Ab 1671 hatte er Sitz und Stimme im Kapitel und war am stiftischen Lyzeum als Professor der Theologie beschäftigt. Anfang 1678 wurde er Nachfolger von Fürstabt Bernhard Gustav von Baden-Durlach und nahm sofort wirtschaftliche Reformen in Angriff. So ließ er die meisten Frondienste durch Barzahlungen ablösen. Er baute alte Klosterschulden ab und steigerte die Einkünfte des Stifts erheblich. 1681 wurde von Bodman als Kommissar zur Untersuchung der Hexenprozesse in den Herrschaften Vaduz und Schellenberg eingesetzt. Dieses Amt bekleidete er 20 Jahre lang.
In Kempten baute von Bodman die Stiftssiedlung aus und erwarb das Stadtrecht. Er wurde Erzmarschall der Kaiserin und kaiserlicher Geheimer Rat sowie Prinzipalkommissar für die Visitation des Reichskammergerichts in Wetzlar.
In seiner Regierungszeit wurde Heiligkreuz zum Wallfahrtsort und die Kirche weiter ausgebaut, erklärte Müller. Graf Bodman vom Bodensee zeigte den über 100 Gästen im Pfarrsaal St. Lorenz Kupferstiche aus der Zeit seines berühmten Vorfahren Rupert. Dieser vollendete 1728 übrigens als einziger Kemptener Fürstabt sein 50. Regierungsjubiläum. Ende desselben Jahres erkrankte er und verstarb am 10. November.
Jetzt erinnerte Stadtpfarrer Dr.Michael Lechner in einer Andacht an den 280. Todestag und besuchte mit dem Heimatverein die Krypta unter der Basilika, wo von Bodman begraben liegt.